Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lupinen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 19 (Supplement, 1892), Seite 596
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Lupinen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 19, Seite 596. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lupinen (Version vom 04.11.2023)

[596] Lupinen.[WS 1] Unter den zahlreichen Verfahren zur Entbitterung der L. hat in neuester Zeit das v. Seelingsche allgemeines Aufsehen erregt, und auf ministerielle Veranlassung hat Holdefleiß („Journal für Landwirtschaft“, 1890, S. 335–348) dasselbe einer eingehenden Prüfung unterzogen. v. Seeling-Saulenfels, Direktor in Izdebnik (Galizien), wurde zu seinem Verfahren angeregt durch eine Notiz im „Österreichischen landwirtschaftlichen Wochenblatt“, nach welcher in Griechenland die Bohnen mit Meerwasser entbittert werden. Er übergießt die trocknen L. mit heißem Wasser und leitet zu Anfang der Kampagne durch Zusatz von etwas Sauerteig oder saurer Milch eine Gärung (Milchsäuregärung) ein; später haften an den Bottichwandungen genügende Mengen des Ferments. Nach 10 Stunden wird das Wasser (2 hl pro 100 kg L.) abgelassen und wegen seines Stickstoffgehaltes (1,224 g pro Liter) als Jauche verwertet. Nach zweimaligem Auswaschen mit kaltem Wasser werden die L. 45 Minuten mit Wasser gekocht, entweder in einem Bottich durch Einleiten von Dampf oder in einem Kessel mit direkter Feuerung. Hierauf wird nochmals unter Beigabe von 5 g Kochsalz auf 1 Lit. ursprünglich trockner L. 1,5 Stunde lang gekocht. Nach abermaligem Abwaschen mit reinem Wasser werden die L. sogleich gequetscht, mit etwas Salz (5 g pro Liter) vermischt und als Futter verwendet, welches einen angenehmen, absolut nicht bittern Geschmack aufweist und von Kühen mit Gier aufgenommen wird. Nach den Untersuchungen von Holdefleiß wurde der ursprüngliche Gehalt blauer L. an Alkaloiden von 0,28 auf 0,01 Proz. der fertig entbitterten L. reduziert, so daß die Entbitterung durch dieses Verfahren thatsächlich erreicht wird. Die weitern Untersuchungen ergaben dagegen mit Bezug auf die Größe der Verluste an Nährstoffen, daß das v. Seelingsche Verfahren nicht besser, aber auch nicht wesentlich ungünstiger als die besten der bisher gebräuchlichen Methoden ist. Dagegen besitzt das v. Seelingsche Verfahren gegenüber andern bisher gebräuchlichen den Vorteil, daß der größte Teil der extrahierten Stickstoffmengen zu Düngungszwecken Verwendung finden kann und daher nicht verloren geht, und daß keinerlei schädliche Chemikalien angewendet werden. Auch spricht für das v. Seelingsche Verfahren die einfache und schnelle Ausführbarkeit sowie die geringen Kosten desselben. Vgl. v. Seeling-Saulenfels, Ist die Verallgemeinerung des Lupinenanbaues und der Verfütterung entbitterter Lupinenkörner wünschenswert? (Wien 1890).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vgl. Lupīne im Hauptteil, Band 10.