MKL1888:Luftröhrenschnitt
[986] Luftröhrenschnitt (griech. Tracheotomie), chirurg. Operation, wobei man von der vordern Seite des Halses aus einen blutigen Weg in die Luftröhre bahnt, um durch denselben den Aus- und Eintritt der Ausatmungsluft aus den Lungen und in dieselben auch dann noch zu ermöglichen, wenn dies durch den Kehlkopf nicht oder nicht genügend erfolgt. Am häufigsten findet dieser Fall statt beim Krupp des Kehlkopfes und bei der brandigen Rachenbräune, wo die obern Luftwege, namentlich der Kehlkopf, mit festen Ausschwitzungsmassen verlegt sind, und wo die Gefahr um so gewisser ist, je jünger das Kind und je enger daher die Luftwege sind. Auch die Verengerungen des Kehlkopfes durch polypöse und andre Geschwülste, durch tuberkulöse Geschwüre mit Schwellung der Kehldeckelbänder (s. Tafel „Halskrankheiten“), syphilitische Narben etc. können den L. erheischen. An und für sich ist der L. eine ungefährliche Operation. Mittels des Luftröhrenschnitts beim Krupp würde man um vieles günstigere Resultate erzielen, wenn man sich entschließen könnte, früher zur Operation zu schreiten, als dies gewöhnlich der Fall ist. – Ist die Operation ausgeführt worden, so legt man in die frische Luftröhrenwunde eine gekrümmte silberne Kanüle ein, damit der Luftstrom frei aus- und eintreten könne. Nach Beseitigung des Hindernisses im Kehlkopf, wegen dessen man die Operation vorgenommen hat, entfernt man die Kanüle und sucht die Luftröhrenfistel wieder zum Verschluß zu bringen. In neuester Zeit haben amerikanische Ärzte versucht, den L. durch Einführen eines Gummischlauchs von der Mundhöhle aus zu ersetzen.