Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Liven“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 843
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Liven. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 843. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Liven (Version vom 23.09.2022)

[843] Liven, ein dem finnischen Stamm angehöriges Volk an der Nordküste von Kurland, erstreckt sich in einer Breite von nur 1 km, zu beiden Seiten von Domesnäs, von Mellesille am Rigaischen Busen bis Lyserort an der Ostsee. Die L. sind der kümmerliche Rest der ehemaligen Bewohner des größten Teils von Kur- und Livland; sie leben noch in einer Anzahl von 2400 Köpfen in 12 Dörfern und unterscheiden sich streng von ihren Nachbarn, den Letten. Ihr Haupterwerb ist Fischerei und Seefahrt. Sie selbst kennen das Wort L. nicht und nennen sich Randalist (Strandbewohner). Sie sind Leute von hohem, schlankem Wuchs mit braunem, selten blondem Haar, grauen oder braunen Augen und mäßig langem, ziemlich breitem Kopf. Die livische Sprache, die alte Sprache Livlands, jetzt nur noch von den wenigen L. gesprochen, gehört zu dem finnisch-ugrischen Zweig des ural-altaischen Sprachstammes und ist am nächsten mit dem Finnischen und Esthnischen verwandt. Eine Grammatik und ein Wörterbuch lieferte Sjögren (hrsg. von Wiedemann, Petersb. 1861). Das Völkchen ist von Interesse als schwacher Überrest der einstigen finnischen Urbewohner des Landes und zeigt in Sitten und Gebräuchen noch viel Heidnisches. Vgl. Waldhauer, Zur Anthropologie der L. (Dorpat 1879).