Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Linos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 811
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Linos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 811. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Linos (Version vom 09.08.2021)

[811] Linos, nach dem griech. Mythus ein schöner, frühzeitig vom Tode dahingeraffter Hirtenjüngling, der, wie Hyakinthos, Narkissos und Hylas, die in ihrer Blüte dem Tod verfallende Natur repräsentierte. Man feierte seinen Tod mit klagenden Weisen; schon Homer gedenkt des Klagegesanges, welcher selbst L. hieß. In Theben tritt L. als ein Sänger der Urzeit auf, der mit dem Musendienst in Verbindung steht. Er hatte von Apollon die dreisaitige Leier erhalten und galt für den Erfinder des Liedes und des Rhythmus. Als er sich aber mit Apollon in einen Wettkampf im Saitenspiel einzulassen wagte, wurde er von diesem getötet. Die Sage machte aus dem Sänger allmählich einen Weisen und Gelehrten. Jüngere Dichter machten ihn zum Sohn des Apollon und einer Muse sowie zum Lehrmeister des Herakles im Kitharaspiel und ließen ihn von demselben wegen einer von L. erhaltenen Strafe mit der Zither erschlagen werden. Sein Grab zeigte man zu Argos, Theben und zu Chalkis auf Euböa. Vgl. Ambrosch, De Lino (Berl. 1829); v. Lasaulx, Über die Linosklage (Würzb. 1842); Brugsch, Die Adonisklage und das Linoslied (Berl. 1852).