Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lichtenfels“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 767
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Lichtenfels. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 767. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lichtenfels (Version vom 07.08.2021)

[767] Lichtenfels, 1) Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Oberfranken, am Main, Knotenpunkt der Linien München-Hof der Bayrischen Staatsbahn und Eisenach-L. der Werrabahn, 262 m ü. M., hat 2 Kirchen, ein Schloß, ein Amtsgericht, bedeutende Korbwarenfabrikation (auch in der Umgegend), Leimfabriken, Bierbrauerei, Spedition und (1885) 2712 meist kath. Einwohner. In der Nähe Schloß Banz (s. d.) und der Wallfahrtsort Vierzehnheiligen (s. d.). – 2) Herrnhuterstation, s. Godthaab.

Lichtenfels, 1) Thaddäus Peithner, Freiherr von, österreich. Jurist und Politiker, geb. 6. Mai 1798 zu Wien, studierte an der Wiener Hochschule die Rechte, trat in den Justizdienst, wurde 1841 Hofrat beim höchsten Gerichtshof und Lehrer des Erzherzogs Franz Joseph in den Rechtswissenschaften, 1850 Generalprokurator, 1853 Sektionschef im Justizministerium, endlich 1860 zweiter Präsident des obersten Gerichtshofs. 1860 wurde er auch in den verstärkten Reichsrat berufen und zum Präsidenten des Staatsrats ernannt. 1865, als Belcredi die Verfassung sistierte, nahm L. seinen Abschied. Seit 1861 Mitglied des österreichischen Herrenhauses, entwickelte er nun hier eine bedeutungsvolle Thätigkeit. Er war ein vortrefflicher Redner mit jugendlichem Feuer, seiner Parteistellung nach liberaler Zentralist; namentlich in religiösen Dingen huldigte er Josephinischen Anschauungen und verlieh seinen freisinnigen Ansichten 1868 als Berichterstatter über das Ehegesetz sowie 1875 bei Beratung der Kirchengesetze beredten, energischen Ausdruck. Er starb 2. Okt. 1877 in Wien.

2) Eduard von, Maler, geb. 18. Nov. 1833 zu Wien, besuchte die dortige Akademie unter Steinfeld und Th. Ender und hielt sich 1857 und 1858 in Düsseldorf auf, wo er sich hauptsächlich an Lessing anschloß, ohne jedoch direkt dessen Schüler zu sein. Nach seiner Rückkehr nach Wien machte er den Feldzug von 1859 als Infanterieleutnant mit. 1871 wurde er Lehrer und 1872 Professor der Landschaftsmalerei an der Wiener Akademie. In der Ausstellung des Österreichischen Kunstvereins erschien L. zuerst 1854 mit einer Partie von Iffingen in Südtirol, dann folgten Darstellungen aus österreichischen und bayrischen Bergen; zumeist entnahm er jedoch seine Motive aus Niederösterreich und schilderte gern Wald- und Sumpfpartien aus der Gegend von Lundenburg. Ein Motiv von Lundenburg befindet sich in der kaiserlichen Galerie zu Wien. Von seinen übrigen Werken sind zu nennen: Motiv bei Pitten in Niederösterreich, Donaupartie bei Weißenfels, aus dem Quarnero, der Gipfel des Ätna (1880), die Dolomitgruppe des Schlern bei Bozen (in der Universität zu Wien), an der Küste von Istrien (1886). Mit einer gewandten, flüssigen Technik verbindet er poetische Auffassung und große Kraft der Stimmung. L., der in Öl und Aquarell malt, hat auch einige Radierungen ausgeführt.