Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Leuckart“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 743744
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Leuckart. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 743–744. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Leuckart (Version vom 20.04.2023)

[743] Leuckart, Rudolf, Zoolog, geb. 7. Okt. 1823 zu Helmstädt, studierte seit 1842 in Göttingen Medizin und Naturwissenschaft und ward noch während seiner Studienzeit von Rudolf Wagner mit der Fortsetzung von dessen Vorträgen über allgemeine Naturgeschichte und mit der Vollendung seines Lehrbuchs der Zootomie betraut. 1847 habilitierte er sich als Privatdozent für Zoologie und Physiologie in Göttingen, ward zugleich Assistent des physiologischen Instituts daselbst, ging aber 1850 als außerordentlicher Professor der Zoologie nach Gießen, erhielt hier 1855 die ordentliche Professur und ward 1869 Professor der Zoologie und Zootomie in Leipzig. Leuckarts wissenschaftliche Arbeiten beziehen sich besonders auf die Erforschung des Lebens, des Baues und Werdens, auf die anatomisch-physiologische Analyse der Tiere und vor allen der niedern Tiere. Er wies mit Frey das Vorhandensein zweier wesentlich verschiedener Organisationsstufen innerhalb der Zoophyten nach und trennte dieselben in die beiden Gruppen der Cölenteraten und Echinodermen; auf Grund seiner Arbeiten über die Organisationsverhältnisse der Siphonophoren gelangte er im Anschluß an das zuerst von Milne-Edwards ausgesprochene Prinzip der Arbeitsteilung zu der Lehre vom Polymorphismus, und durch seine Untersuchungen über die Mikropyle der Insekteneier (1855) und die Parthenogenesis der Insekten (1858), die Fortpflanzung der Rinderläuse (1862) und der viviparen Fliegenlarven (1865) trug er wesentlich zur Reform der Lehre von der Zeugung bei. Die Lebensgeschichte der Eingeweidewürmer (besonders der Trichinen und Blasenwürmer) klärte er durch zahlreiche, zum Teil sehr mühevolle Experimente auf. Er schrieb: „Beiträge zur Kenntnis wirbelloser Tiere“ (mit Frey, Braunschw. 1847); „Über die Morphologie und Verwandtschaftsverhältnisse der wirbellosen Tiere“ (das. 1848); „Über den Polymorphismus der Individuen oder die Erscheinungen der Arbeitsteilung in der Natur“ (Gieß. 1851); „Zoologische Untersuchungen“ (das. 1853–54, 3 Hefte); „Vergleichende Anatomie und Physiologie“ (mit Bergmann, Stuttg. 1852); „Die Fortpflanzung und Entwickelung der Pupiparen“ (Halle 1857); „Zur Kenntnis des Generationswechsels und der Parthenogenesis bei den Insekten“ (Frankf. 1858); „Untersuchungen über Trichina spiralis“ (Leipz. 1860, 2. Aufl. 1866); „Die Blasenbandwürmer und ihre Entwickelung“ (Gieß. 1856); „Die Parasiten des Menschen und die von ihnen herrührenden Krankheiten“ (Leipz. 1863–76, 2 Bde.; 2. Aufl. 1879 ff.). Für das Handbuch der Ophthalmologie von Gräfe und Sämisch lieferte er eine eingehende Darstellung der vergleichenden Anatomie des Auges. Seit 1857 schreibt [744] er „Berichte über die wissenschaftlichen Leistungen in der Naturgeschichte der niedern Tiere“ (Berl. 1859 ff.), auch gab er „Die Anatomie der Biene“ (Kassel 1885, Wandtafel) und (mit Nitsche) „Zoologische Wandtafeln zum Gebrauch an Universitäten und Schulen“ (Kassel 1877–87, Lief. 1–19) heraus.