Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Leiden“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Leiden“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 10 (1888), Seite 652
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Leiden (Stadt)
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Leiden. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 652. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Leiden (Version vom 26.04.2022)

[652] Leiden, Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, am Alten Rhein, der nicht weit von der Stadt durch einen Kanal in die Nordsee fließt, und an der

Wappen von Leiden.

Eisenbahn Rotterdam-Amsterdam mit Abzweigung nach Wörden (Utrecht), bildet ein Viereck und ist größtenteils regelmäßig gebaut; unter den Straßen ist die Breite Straße, welche fast die ganze Stadt von O. nach W. durchläuft, die größte und schönste. L. hat 17 Kirchen, darunter die Peterskirche (1315 in Kreuzform mit 5 Schiffen erbaut) mit den Denkmälern Boerhaaves, Scaligers, Campers, Meermanns, Spanheims, van der Palms, Brugmans’ und Luzacs, der bei der Pulverexplosion von 1807 hier umkam, und die Hooglandische oder St. Pankraskirche mit einem Denkmal des berühmten Bürgermeisters P. A. van der Werff, ferner ein schönes Rathaus, ein Waisen-, Kranken-, Zuchthaus und das Landes-Militärstrafgefängnis. Vor dem neuen Krankenhaus steht eine schöne Statue Boerhaaves. Die Zahl der Einwohner beträgt (1886) 44,650 (im 17. Jahrh. über 100,000). L. war ehemals wegen seines ausgezeichneten Tuches berühmt; noch jetzt ist es ein Hauptmarkt Hollands für Wolle und wollene Waren, Kamelott, Serge und Flanelle. Außer seinen zahlreichen Tuchfabriken besitzt L. noch Fabriken in andern wollenen Zeugen, Baumwolle, Band, Garn, Leder und Pergament, Zeugdruckereien, Färbereien, Seifensiedereien, Brennereien, Salzraffinerien sowie starken Handel mit Butter, Käse und den genannten Fabrikaten. Der Wohlstand und die Bevölkerung der Stadt sind jedoch gegen frühere Zeiten bedeutend gesunken. Unter den öffentlichen Anstalten nimmt den ersten Rang ein die Universität (8. Febr. 1575 von Wilhelm von Oranien gestiftet), gegenwärtig von ungefähr 700 Studierenden besucht, mit fünf Fakultäten, einer Bibliothek von 150,000 Bänden und 5–6000 Manuskripten, Sternwarte, anatomischem Kabinett, Naturalienkabinett (besonders berühmt das zoologische Museum), botanischem Garten, Museum für Altertümer und ethnologischem Museum, das unter anderm Siebolds japanische Sammlung enthält. Ferner besitzt die Stadt ein Gemäldemuseum mit schönen Gemälden von Lucas van Leiden, Engelbrechtsen etc., ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, eine Schule für Matrosen etc. Auch ist L. der Sitz der Gesellschaft für niederländische Litteratur. Von der sogen. Burg, einer frühern Befestigung auf einem Hügel, genießt man eine schöne Aussicht über die Stadt. Mehrere der berühmtesten holländischen Maler haben in L. gelebt oder waren hier geboren, z. B. Rembrandt, Dou, Mieris und Lucas van Leiden. L. ist auch der Geburtsort des Schwärmers Johann Bockold („Johann von L.“). Ein Kanal, dessen Spiegel unter dem des Meers liegt, führt nach Haarlem. – Ob L. das Lugdunum Batavorum der Römer war, ist sehr ungewiß. Im Mittelalter hieß es Leithen („Wasserleite“), woraus später Leyden, besser L., wurde; 1090 war es eine ansehnliche Herrschaft und erhielt von den Grafen von Holland Burggrafen, die bis 1420 bestanden. Vom 25. Mai bis 3. Okt. 1574 wurde L. vergebens von den Spaniern belagert. Am 12. Jan. 1807 ward durch das Auffliegen eines Schiffs mit 40,000 Pfd. Pulver ein Teil der Stadt zerstört.

Leiden, Lucas van, Maler, s. Lucas.