Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Leich“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 650
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Leich. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 650. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Leich (Version vom 19.03.2023)

[650] Leich (v. got. laiks, „Spiel, Tanz“), Name einer Form der altdeutschen Poesie, der früher ganz allgemein Gesang (modus, canticum) bedeutete. Schon Notker Labeo (gest. 1022) unterschied Lîed und Léicha. Gegenüber dem Eine Strophenart festhaltenden Lied zeigte der L. im spätern Mittelalter verschiedene strophische Formen gemischt. Seine erste Gestalt hat sich aus dem lateinischen Kirchengesang, den Prosen oder Sequenzen, entwickelt. Später wurden in Leichform auch die sogen. Reien und Tänze gedichtet. Die Form bestand seit dem 14. Jahrh. nur in der geistlichen Poesie, hier aber in den Sequenzen (und sogar bei den Protestanten) bis ins 16. Jahrh. fort. Die deutschen Dichter des 13. Jahrh. übersetzten durch L. auch das französische Lai (s. Lais). Vgl. Lachmann, Über die Leiche der deutschen Dichter des 12. und 13. Jahrhunderts („Rheinisches Museum“ 1829); Wolf, Über die Lais, Sequenzen und Leiche (Heidelb. 1841).