Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lavoisier“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 581
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Lavoisier. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 581. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lavoisier (Version vom 11.04.2021)

[581] Lavoisier (spr. -wŏasjeh), Antoine Laurent, Chemiker, geb. 16. Aug. 1743 zu Paris, studierte Naturwissenschaft und erwarb sich eine ungewöhnlich vielseitige und besonders auch mathematische Bildung. 1768 nahm er eine Generalpachterstelle an und benutzte die ihm nun reichlich zu Gebote stehenden Mittel mit dem größten Fleiß zur Lösung der wichtigsten wissenschaftlichen Probleme. 1776 wurde er mit der Leitung der königlichen Pulverfabriken betraut, dann ward er einer der Administratoren der Diskontokasse und Kommissar des Nationalschatzes. Aber trotz seiner Verdienste um die Wissenschaft und um öffentliche Einrichtungen ward er 8. Mai 1794 hingerichtet. L. war einer der größten Forscher der neuern Zeit; mit durchdringendem Scharfsinn und unvergleichlicher Klarheit der Gedanken bemächtigte er sich der wichtigsten Entdeckungen seiner Zeit und führte auf Grund derselben die fruchtbarste Umwälzung der Chemie herbei, welche diese Wissenschaft je erlebt hat. Er brachte für die Entscheidung chemischer Fragen Methoden und Hilfsmittel in Anwendung, welche damals als physikalische betrachtet wurden, und benutzte namentlich genauere Wägungen und Messungen zu Ausgangspunkten von Schlußfolgerungen, welche die Grundlehren der Chemie betrafen. So brachte er in verhältnismäßig kurzer Zeit ein neues chemisches System zur Geltung, vielfach mit Benutzung fremder Arbeiten, welche er besser zu deuten wußte als ihre Urheber (und die er oft widerrechtlich als eigne Entdeckungen bezeichnete), jedenfalls aber auch mit einer damals sonst nirgends zu findenden Unabhängigkeit von den herrschenden Lehren. Die der neuen Lehre entsprechende chemische Nomenklatur arbeitete er namentlich mit Guyton-Morveau 1787 aus, und 1789 faßte er sein System im „Traité de chimie“ (3. Aufl. 1801, 2 Bde.; deutsch 1792, 2 Bde.) zusammen. Lavoisiers wichtigste Arbeiten betreffen den Verbrennungsprozeß, welcher das Mittel zum Sturz der Phlogistontheorie wurde; er lieferte aber auch eine Theorie der alkoholischen Gärung, physiologische und mineralogische Arbeiten, und ebenso bemühte er sich um Fortschritte in der Technik, um Anhaltspunkte für die Statik des Landbaues und für die meteorologische Kenntnis Frankreichs. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: „Opuscules physiques et chimiques“ (1774, 2. Aufl. 1801) und die von seiner Gattin herausgegebenen „Mémoires de chimie“ (1805, 2 Bde.). Eine Gesamtausgabe erschien 1864–68, 4 Bde. Vgl. Kopp, Die Entwickelung der Chemie in der neuern Zeit (Münch. 1871); Volhard, Begründung der Chemie durch L. (Leipz. 1870).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 521
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[521] Lavoisier, Antoine Laurent, Chemiker. Seine Biographie schrieb Grimaux (Par. 1888).