Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lappenberg“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 516517
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Lappenberg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 516–517. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lappenberg (Version vom 24.02.2023)

[516] Lappenberg, Johann Martin, deutscher Geschichtsforscher, geb. 30. Juli 1794 zu Hamburg, studierte in Edinburg Medizin, ging aber bald zu historisch-politischen Studien über und lebte längere Zeit in London, um die englische Verfassung und Verwaltung kennen zu lernen. Nach Deutschland zurückgekehrt, widmete er sich in Berlin und Göttingen besonders rechtshistorischen Studien, ward 1820 hamburgischer Ministerresident in Berlin und 1823 Archivar der Stadt Hamburg. Nachdem er 1863 seine Stelle wegen großer Augenschwäche niedergelegt, starb er 28. Nov. 1865. Er veröffentlichte: Das Billwerder Recht vom Jahr 1498 (Schlesw. 1828); „Über die Entstehung der bürgerschaftlichen Verfassung Hamburgs“ (1828) und „Über die ältere Geschichte und Rechte des Landes Hadeln“ (Lüneb. 1829). Nach Sartorius’ Tod setzte er dessen noch unvollendetes Werk über die ältere Geschichte des hanseatischen Bundes [517] des unter dem Titel: „Urkundliche Geschichte der deutschen Hanse“ (Hamb. 1830, 2 Bde.) fort. Es folgten: die Schrift „Über den ehemaligen Umfang und die Geschichte Helgolands“ (Hamb. 1831); „Die Elbkarte des Melchior Lorichs“ (das. 1847); „Urkundliche Geschichte des hansischen Stahlhofs zu London“ (1851); „Zeitschrift des Vereins für Hamburger Geschichte“ (das. 1841–51, Bd. 1–3); „Hamburger Rechtsaltertümer“ (das. 1845, Bd. 1); „Die Miniaturen der Hamburger Stadtrechte vom Jahr 1497“ (das. 1846); das „Hamburger Urkundenbuch“ (das. 1842, Bd. 1), in welchem er die Urkunden des von ihm aufgefundenen Archivs des ehemaligen Domkapitels veröffentlichte; die „Hamburger Chroniken“ in niedersächsischer Sprache (das. 1852–61); die Ausgabe des Thraziger (das. 1864) und die „Quellensammlung der Schleswig-Holsteinischen Gesellschaft für vaterländische Geschichte“ (Kiel 1862–65, 3 Bde.). In den „Monumenta Germaniae historica“ gab er die Chronik des Thietmar von Merseburg, die Gesta Hamburgensis ecclesiae, die Slawische Chronik Helmolds und Arnolds von Lübeck heraus. Für die Heeren-Ukertsche Staatengeschichte schrieb er die „Geschichte von England“ (Hamb. 1834–37, Bd. 1 u. 2, fortgesetzt von Pauli; engl. von Thorpe, 1845 u. 1857), welche seinen litterarischen Ruf begründete. Auch um die Geschichte der deutschen Litteratur hat er sich durch verschiedene Publikationen verdient gemacht. Wir nennen davon: „Reliquien des Fräulein S. C. v. Klettenberg“ (Hamb. 1849), des Thomas Murner „Ulenspiegel“ (Leipz. 1854); die für den Stuttgarter Litterarischen Verein besorgten Ausgaben von Laurembergs Scherzgedichten (1861), Paul Flemmings lateinischen Gedichten (1863) und dessen deutschen Gedichten (1866). Eine Sammlung „Briefe von und an Klopstock“ erschien (Braunschw. 1867) als nachgelassenes Werk. Als Mitglied der Historischen Kommission in München, der er seit 1859 angehörte, hatte er die Herausgabe der hansischen Rezesse angeregt und unternommen, wurde jedoch an dem Abschluß dieser Arbeiten durch den Tod verhindert. Vgl. E. H. Meyer, Johann Martin L. (Hamb. 1867).