MKL1888:Landesverschönerung

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Landesverschönerung“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 452
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Landesverschönerung. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 452. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Landesversch%C3%B6nerung (Version vom 17.03.2022)

[452] Landesverschönerung, das Bestreben, durch Gärten, Parke und sonstige Anpflanzungen auf die Verschönerung eines Landes in solcher Weise einzuwirken, daß es schließlich als ein einziger großer Garten erscheint. Derartigen Bestrebungen begegnet man zuerst in China, wo die Herrscher seit Jahrtausenden solche verfolgten, dann in England, wo Addison und Pope in ihren Gärten die freie Natur nachzuahmen suchten, nachdem schon Bacon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. einen Garten angelegt hatte, der nur ein Teil der Landschaft sein sollte. Dieser fruchtbare Gedanke ist leider in der Folge in England wenig beachtet worden; jeder der zahlreichen Gärten und Parke wirkt nur für sich, es fehlt das einheitliche Prinzip, der gleiche Geist, welcher alle Anlagen durchwehen und ihren Eigentümlichkeiten in einer harmonischen Verbindung Rechnung tragen sollte. In Deutschland brachte v. Sckell den freien Gartenstil in dem Englischen Garten in München zur Anwendung; aber das Verdienst, die Idee der L. mit Bewußtsein verfolgt zu haben, gebührt vor allen dem Fürsten Pückler-Muskau, welcher in Muskau und noch mehr in Branitz die Umgebung mit seinem Park in Verbindung brachte und die ganze Gegend in einen Garten zu verwandeln suchte. Er kaufte einzeln stehende alte Eichen und zog diese wie die Wälder des Landes in den Plan seiner Anlagen hinein. Auch in Weimar und Eisenach wirkte der Fürst in gleichem Sinn, zum Teil im Anschluß an die frühern ähnlichen Bemühungen Goethes und Karl Augusts. In Bayern waren in den 20er Jahren mehrere Männer für die L. thätig, und Schuderoff in Ronneburg bei Altenburg versuchte nicht umsonst, den religiösen Geist des Volkes für die Idee empfänglich zu machen. Die Kunstrichtung Ludwigs I. war aber diesen Bestrebungen wenig günstig, und so wurden viel bedeutendere Resultate in Norddeutschland erzielt, wo der 1821 gegründete „Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Preußen“ bereits vorgearbeitet hatte, die durch Lenné begründete königliche Baumschule ein reiches Material lieferte und namentlich Friedrich Wilhelm IV. bei Potsdam die großartigsten Anlagen im Sinn der L. schuf. In den Provinzen Posen und Preußen entstanden um jene Zeit in vielen Städten Verschönerungsvereine, welche ihre Thätigkeit auf die nächste Umgebung konzentrierten und viel mehr leisteten als die zahlreichen Gartenbauvereine in andern Teilen Deutschlands, welche meist sehr viel weniger versprechende Ziele verfolgen. Neuerdings hat die Idee der L. wieder mehr Freunde gefunden, und in vielen großen Städten sind zur Beförderung derselben Gärtner angestellt worden. Vgl. Gartenbau.