Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lakritzen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 417
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Lakritzen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 417. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Lakritzen (Version vom 21.06.2023)

[417] Lakritzen (Süßholzsaft, Christensaft, lat. Succus liquiritiae, Extractum Glycyrrhizae), das durch Auskochen der frischen Wurzel von Glycyrrhiza glabra (und echinata) und Verdampfen des Auszugs erhaltene Extrakt, wird besonders in Spanien, Frankreich, Sizilien, Kalabrien und im südlichen Rußland bereitet. Die gewaschenen Wurzeln werden zerquetscht, wiederholt mit Wasser gekocht und ausgepreßt und die vereinigten Auszüge im kupfernen Kessel über freiem Feuer zur gehörigen Konsistenz eingekocht. Die Masse wird in 10–15 cm lange, 1,3–2,5 cm dicke Cylinder geformt, welche man stempelt und zwischen Lorbeerblätter in Kisten verpackt. L. ist braunschwarz, glänzend, nicht klebend, in der Kälte leicht zerbrechlich, bei höherer Temperatur zäh und klebrig, auf dem Bruch eben und glänzend, riecht schwach, schmeckt süß, etwas kratzend und löst sich zum größten Teil im Wasser. Verfälscht wird L. mit zahlreichen Substanzen, die beim Lösen im Wasser zurückbleiben; von der Bereitung her stammt oft eine Verunreinigung mit Kupfer. L. ist ein beliebtes Volksmittel gegen Husten und Heiserkeit; außerdem findet L. Verwendung zum Malen, zur Versüßung des Biers, zu Tabakssaucen, Stiefelwichse und in England bisweilen zur Darstellung des Porterbiers. Für den medizinischen Gebrauch wird L. gereinigt (Succus liquiritius depuratus), indem man die rohe Ware mit kaltem Wasser wiederholt auszieht und die klare Lösung verdampft. Die erhaltene extraktartige Masse rollt man zu dünnen Stengeln aus oder packt sie in einen eisernen, durch Dampf heizbaren Cylinder und preßt sie durch die durchlöcherte Bodenplatte des Cylinders. Die austretenden Stengel werden in fußlange Stücke zerschnitten, durch Rollen poliert und getrocknet. Um Geschmack und Aussehen des gereinigten Extrakts zu verbessern, mischt man demselben bisweilen Zucker bei. Mit viel Zucker und Anisöl vermischt, gibt L. Kachou (s. d.).