Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „L’hombre“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 756757
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L’hombre. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 756–757. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:L%E2%80%99hombre (Version vom 16.04.2023)

[756] L’hombre (spr. longbr oder lomber, v. span. hombre, der „Mann“, der Spieler), das feinste, mannigfaltigste aller Kartenspiele, wurde im 14. Jahrh. in Spanien erfunden. Von da kam es, wahrscheinlich durch die Gemahlin Ludwigs XIV., Maria Theresia, an den französischen Hof und fand dann schnellen Eingang im übrigen Europa. Im Lauf des 18. Jahrh. wurde es in Frankreich und England mehr und mehr verdrängt, und nur in Deutschland behauptete es bis in die neueste Zeit seinen vornehmen Rang. In sehr weiten Kreisen war L. nie verbreitet, dazu ist es zu kompliziert und schwierig. In Spanien, wo es gewöhnlich Juego del tresillo (Dreispiel) heißt, wird es mit der national-spanischen Karte (ohne Achten und Neunen) gespielt, in Deutschland dagegen mit der französischen Karte nach Ausscheidung der Achten, Neunen und Zehnen, also mit 40 Blättern. Die Grundzüge des Spiels sind etwa folgende: Von den drei Spielern gibt Karte, wer Pik zieht. Der Geber läßt links abheben und gibt in Würfen zu 3 jedem 9 Blätter, die übrigen 13 legt er als Talon in die Mitte des Tisches. Mit einem zweiten Spiel macht die Nachhand Farbe (couleur). Nun wird durch Abfragen, wobei die Nachhand die Vorhand überbieten oder passen muß, bestimmt, wer Hauptspieler (hombre) ist; gegen diesen sind die zwei andern verbündet. In allen regelmäßigen Spielen des L. gibt es 3 beständige höchste Trümpfe: 1) die Spadille, das Pik-As; 2) die Manille, je nach der Farbe des Trumpfes eine schwarze Zwei oder eine rote Sieben; 3) die Basta, das Treff-As. Von diesen Hauptkarten abgesehen, ist die Blätterfolge in den schwarzen Farben: König, Dame, Bube, Sieben, Sechs etc. bis Zwei, in den roten: König, Dame, Bube, As, Zwei, Drei etc. bis Sieben. Jede schwarze Farbe hat also 11, jede rote 12 Trümpfe. Die Könige der Farben, die nicht Trumpf sind, heißen Forcen. Das As einer roten Farbe heißt Ponto oder Ponte. Solange sie vorhanden ist, wird Farbe bedient, dann darf gestochen oder beigegeben werden. Im ursprünglichen L. gibt es nur 4 Spiele: Frage, Frage in Kouleur, Solo (sans prendre) und Solo in Kouleur; später kamen aber noch die sogen. Schikanen hinzu, nämlich Tournee oder Klein-Casco, Obskur von oben oder unten, mit 8 und 9 Blättern, Respekt (entweder Tournee, [757] Groß-Casco oder Obskur), Solo tout (die gemeldete Vole) und Solo tout in Kouleur. Grandissimo, wo nur die schwarzen As Trumpf sind, Nullissimo, wo gar kein Atout existiert, und Mohr (wenn alle passen) sind fast gar nicht üblich geworden. Bei jedem der vorhin aufgeführten regelrechten Spiele soll der Hombre 5 Stiche machen. Er kann zwar auch par quatre gewinnen, wenn ein Gegenspieler 3, der andre 2 Stiche hat; jedoch ist hierauf natürlich nicht zu rechnen. Die Gegner spielen so, daß der Schwächere seine hohen Karten los zu werden sucht, um nicht den stärkern Aide überstechen zu müssen. Spielt man Frage, so legt man seine schlechten Blätter ab und nimmt vom Talon andre dafür. Bei Tournee deckt man ein Blatt des Talons auf und spielt in der Farbe desselben; frische Blätter darf man kaufen wie bei der Frage. Die Obskurs sind sehr gewagte Spiele; man wirft dabei 8 oder alle Karten weg und kauft von oben oder unten neue, man muß also 4 oder alle 5 Stiche erst finden. Wer Respekt spielt, muß beide schwarze As haben und diese aufzeigen. Er hat dann noch die Wahl, ob er tournieren (Groß-Casco machen) oder Obskur spielen (die 7 Blätter außer den beiden As wegwerfen und durch andre ersetzen) will. Solo wird, wie der Name andeutet, aus der Hand (ohne Kaufen) gespielt. Vgl. Schwetschke, Geschichte de L. (Halle 1863).