Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Lützen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 1030
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Lützen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 1030. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:L%C3%BCtzen (Version vom 10.09.2024)

[1030] Lützen, Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Kreis Merseburg, unweit des Floßgrabens, hat ein neues, schönes Rathaus mit einer Statue Gustav Adolfs von Schweden, ein altes Schloß, ein Amtsgericht, eine Zuckerfabrik und (1885) 3501 meist evang. Einwohner. L. ist geschichtlich denkwürdig durch eine

Kärtchen zur Schlacht bei Lützen (16. Nov. 1632).

Hauptschlacht des Dreißigjährigen Kriegs 16. (6.) Nov. 1632 zwischen den Schweden unter Gustav Adolf und den Kaiserlichen unter Wallenstein. Nach der Aufhebung des Lagers von Nürnberg hatte sich Wallenstein gegen Sachsen gewandt, wohin ihm Gustav Adolf, um den unzuverlässigen Kurfürsten von Sachsen nicht dem Kaiser in die Arme zu treiben, durch Thüringen gefolgt war. Bei Naumburg hatte er ein verschanztes Lager aufgeschlagen, um die Zusammenziehung seiner Truppen abzuwarten. Als er aber vernahm, daß Wallenstein Pappenheim nach Halle geschickt hatte und von Weißenfels nach L. zurückgewichen war, rückte er ihm 15. Nov. sofort nach. Auf die Kunde hiervon sammelte Wallenstein in der Nacht seine Truppen und ließ Pappenheim eiligst zurückrufen. Er nahm seine Stellung nördlich von der Straße nach Leipzig mit der Fronte nach S., das Zentrum aus vier großen Vierecken gebildet, die Reiterei auf den Flügeln, von denen sich der rechte unter Holk an L., der linke unter Gallas an den Floßgraben lehnte. Die Schweden rückten am Morgen des 16. von der Rippach gegen die Kaiserlichen vor; die Schlachtordnung, welche sie während des Marsches bildeten, war in zwei Treffen geteilt, jedes aus Fußvolk und Reiterei gemischt. Sie zählten etwa 14,000 Mann, die Kaiserlichen ohne Pappenheim 12,000 Mann. Angesichts des Feindes ließ Gustav Adolf sein Heer links einschwenken, so daß sein rechter Flügel an den Floßgraben stieß, vor seinem linken L. lag, und ging dann unter heftigem Artilleriefeuer der Kaiserlichen über die Straße vor, bis er gegen Mittag an den Feind kam und nun die eigentliche Schlacht begann. Den Hauptstoß wollte Gustav Adolf mit seinem rechten Flügel, dessen Befehl er deshalb selbst übernahm, führen, um den Gegner von Leipzig wegzudrängen; hier wogte daher der Kampf am hitzigsten. Die Kaiserlichen wichen allmählich zurück, Pappenheim, der, mit seiner Reiterei eben eingetroffen, sich den Schweden entgegenwarf, wurde tödlich verwundet, als Octavio Piccolomini mit zwei Regimentern herbeieilte und den Angriff des blauen und des gelben Regiments mit unerschütterlicher Tapferkeit zurückwies. Gustav Adolf führte ein neues Regiment vor; in dem von neuem hereinbrechenden Nebel entstand ein furchtbares Handgemenge, in welchem der König selbst tödlich getroffen zu Boden sank. Über seiner Leiche tobte der Kampf weiter. Die Schweden, durch die Kunde vom Tod ihres Königs zur Wut entflammt, setzten unter der Führung des Herzogs Bernhard und des Generals Kniphausen die Schlacht fort; mit größter Erbitterung und Entschlossenheit wurde von beiden Seiten gekämpft, bis die Nacht hereinbrach. Herzog Bernhard drängte endlich die Kaiserlichen zurück, deren Reiterei sich in wilde Flucht warf, während die Infanterie noch standhielt. Wallenstein, selbst verwundet, beschloß indes, die Schlacht abzubrechen. Dem Pappenheimschen Fußvolk, das noch am Abend eintraf, befahl er, seinen Rückzug nach Leipzig zu decken, den er mit Hinterlassung mehrerer Geschütze antrat. Die Schweden lagerten die Nacht auf der Walstatt, gingen aber 17. Nov. nach Weißenfels zurück. Ein eigentlicher Sieg war auf keiner Seite erfochten worden. Der moralische Gewinn der Behauptung des Schlachtfeldes wurde durch den Verlust des Königs mehr als aufgewogen. Die Leiche desselben wurde unweit eines großen Feldsteins unter einem Haufen von Toten, von den Hufen der Pferde fast bis zur Unkenntlichkeit zertreten, gefunden. Lange Zeit erhielt bloß dieser sogen. Schwedenstein das Andenken an den tapfern König. Auf Veranlassung der Gedächtnisfeier des Siegs 1832 wurde über dem Stein ein gotisches Denkmal von Gußeisen errichtet. Vgl. Vincke, Die Schlacht bei L. am 6. Nov. 1632 (Berl. 1832); G. Droysen, Die Schlacht bei L. („Forschungen zur deutschen Geschichte“, Bd. 5, Götting. 1862); „Gedruckte Relationen über die Schlacht bei L.“ (in den „Materialien zur neuern Geschichte“, Halle 1880). – Eine zweite Schlacht bei L. 2. Mai 1813 wird richtiger nach dem südlich von L. gelegenen Dorf Großgörschen (s. d.) benannt.