Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kubēben“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 273
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Kubēben. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 273. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kub%C4%93ben (Version vom 17.04.2021)

[273] Kubēben (Cubebae), die Früchte des Kubebenpfeffers (Piper Cubeba L. fil., Cubeba officinalis Miq., s. Tafel „Arzneipflanzen II“), sind kugelig, sehr wenig zugespitzt, von 5 mm Durchmesser, gestielt, runzelig, graubraun oder schwärzlich, häufig aschgrau bereift. Die Fruchthaut schließt eine harte, glatte, hochgelbe Steinschale ein, in welcher der Same steckt. Dieser ist aber in der käuflichen, vor der Reife gesammelten Ware zu einer schwarzen Masse eingeschrumpft, welche das Fruchtgehäuse größtenteils leer läßt. Die K. riechen und schmecken durchdringend gewürzhaft kampferartig, aber nicht scharf; die Fruchtwand hat einen bitterlichen Beigeschmack. Sie enthalten 6–15 Proz. ätherisches Öl, welches mit Terpentinöl polymer ist und bei 220–250° siedet, geruch- und geschmackloses, neutrales, kristallisierbares, in kaltem Wasser fast unlösliches Kubebin C33H34O10 (welches aus dem ätherischen Kubebenextrakt kristallisiert), amorphes, indifferentes Harz und amorphe Kubebensäure; außerdem Gummi, fettes Öl etc. Die K. werden besonders aus Java nach Singapur gebracht und von dort nach Europa, Nordamerika und Ostindien exportiert. 1872 kamen 3062 Ztr. nach Java. Die K. wirken in kleiner Dose wie Pfeffer, sie regen den Appetit etwas an und befördern die Verdauung, stören aber beide bei länger fortgesetztem Gebrauch. Größere Dosen erregen Erbrechen, Durchfall, fieberhaften Zustand etc. Man benutzt sie jetzt ausschließlich bei Gonorrhöe und meist nur bei chronischem Nachtripper. Auch das ätherische Öl und das ätherische Extrakt werden benutzt, eine Tinktur nur als Digestivum. Der Name K. stammt aus dem Hindostanischen; in der indischen Volksmedizin scheinen die K. lange gebräuchlich gewesen zu sein, die arabischen Ärzte des Mittelalters erwähnen sie als indisches Gewürz, und im 13. Jahrh. bildeten sie einen europäischen Handelsartikel. Auch in späterer Zeit kommen sie nur als Luxusgewürz vor und wurden selbst im Anfang unsers Jahrhunderts nur als aromatisches stimulierendes Mittel benutzt. Englische Offiziere, welche in Java dienten, lernten von den Eingebornen die medizinische Hauptwirkung der K. kennen, und seit 1818 machte man in Europa von derselben Gebrauch.