Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kostüm“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 120121
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Kostüm. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 120–121. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kost%C3%BCm (Version vom 11.08.2024)

[120] Kostüm (ital. costume, franz. costume, hierzu die Tafeln „Kostüme I–III“, mit Textblatt), in allgemeinster Bedeutung das den verschiedenen Geschichtsepochen, Ländern, Ständen etc. Eigentümliche und Allgemeinübliche in Tracht, Sitten und Gebräuchen; insbesondere die Art und Weise, sich zu bekleiden, die Wahl der Bekleidung und Schmückung des Körpers nach Form, Farbe und Stoff, einschließlich des eigentümlichen Schnittes oder Arrangements der Haare und des Bartes, der Färbung oder Bemalung der Haut, der Fingernägel etc. Das K. eines jeden Volkes wurde bestimmt durch die Beschaffenheit des Klimas, Charakter und Lebensweise, Bodenproduktion, Viehzucht etc.: Tättowieren der Polynesier, Federtracht der Indianer, Tierfelle der Germanen, Leinen- und Baumwollenstoffe der Ägypter, starre Seiden- und Wollenstoffe der Orientalen, weiche Wollenstoffe der Griechen, die römische Toga, entsprechend dem Streben des Volkes nach würdevoller Erscheinung. Das K. war daher ursprünglich Nationaltracht, welche bei den Völkern der Alten Welt so lange für den strengen Unterschied der Rassen und Nationalitäten charakteristisch war, bis die römische Weltherrschaft die ganze antike Welt umspannte und Rom tonangebend für das K. der zivilisierten, unter römischer Oberhoheit stehenden Bevölkerung des Morgen- und Abendlandes wurde. Die römische Tracht wurde die modische, und damit erschien zum erstenmal der Begriff der Mode (s. d.). Die Fig. 1–7 auf der Tafel „Kostüme I“ veranschaulichen die Haupttypen der antiken Tracht. Mit dem Sturz des weströmischen Reichs gewann Byzanz die herrschende Stellung, welche auch auf das K. ihren Einfluß übte (Fig. 8 u. 9). Das antike K. verfiel hier orientalischen Einflüssen, während in Germanien und Gallien, besonders bei den Franken, nationale Überlieferungen bestimmend einwirkten (Fig. 10). Als das Zeitalter der Kreuzzüge einen ununterbrochenen Verkehr der Völker des Abend- und Morgenlandes begründete, wurden die nationalen Verschiedenheiten im K. mehr und mehr beseitigt, und es bildete sich seit dem 11. Jahrh. eine Modetracht, welche meist von Frankreich, zeitweilig (16. und 17. Jahrh.) auch von Spanien bestimmt wurde. Nur Deutschland (16. Jahrh.) und Holland (17. Jahrh.) behaupteten in einzelnen Perioden eine gewisse Selbständigkeit (s. Tafel II, Fig. 6–10, und Tafel III, Fig. 3 u. 6). Das französische K. entwickelte sich im 15. und 16. Jahrh. wieder unter dem Einfluß des italienischen, welches seine Selbständigkeit bis zum Anfang des 17. Jahrh. behielt (s. Tafel II, Fig. 1, 2, 11 u. 13). Besondere Kostümtypen des Mittelalters bilden die flandrische und burgundische Tracht (s. Tafel II, Fig. 3 u. 4), welche das Modekostüm des 14. und 15. Jahrh. waren. Das 15. Jahrh. ist das Zeitalter der Ausschreitungen und Übertreibungen der Mode, wofür Fig. 5, Tafel II, ein bezeichnendes Beispiel liefert (Zattel- und Schellentracht). Seit der Mitte des 16. Jahrh. beginnt die Herrschaft der spanischen Tracht (s. Tafel II, Fig. 12, und Tafel III, Fig. 1), welche in England (s. Tafel III, Fig. 4) und Frankreich (s. Tafel III, Fig. 2) eine freiere Umbildung erfuhr, bis das Zeitalter Ludwigs XIV. eine neue Ära der Kostümgeschichte herbeiführte (s. Tafel III, Fig. 7 u. 8). Die französischen Trachten sind seitdem in allen ihren Phasen, welche bis zum Beginn des 19. Jahrh. durch die Fig. 8–14 auf Tafel III veranschaulicht werden, für die ganze zivilisierte Welt tonangebend gewesen. Erst der Sturz Napoleons III. (1870) hat eine gewisse Unabhängigkeit von Frankreich herbeigeführt. Gleichwohl hat das K. seine nationalen Eigentümlichkeiten verloren und ist zur Modetracht geworden. Das historisch begründete K. hat sich unter dem Namen Nationaltracht nur noch in der Landbevölkerung (auch bei Fischern, Jägern, Bergleuten) Europas und bei den orientalischen und ostasiatischen Völkerschaften erhalten. Doch geht die Nationaltracht der europäischen Landbewohner unter dem Andrang der Mode und dem nivellierenden Einfluß der Städte ihrem Untergang entgegen. Ein besonderes Kapitel der Kostümgeschichte bildet die Tracht der Krieger, Ritter und Militärpersonen. Näheres darüber s. bei Rüstung und Uniform. Mit der Ausbildung des geschichtlichen Sinnes in unsrer Zeit ist das Interesse für das K. außerordentlich gewachsen und spielt namentlich in der Malerei und in der Schauspielkunst eine große Rolle. Während man heute auf äußerste Strenge und historische Treue im K. sieht, waren noch im letzten Viertel des 18. Jahrh. die gröbsten Verstöße gegen die Richtigkeit des Kostüms auf der Bühne herrschend. Fremde Völker und vergangene Zeiten suchte man annähernd durch einzelne Kleidungsstücke anzudeuten. Garrick spielte den Hamlet und Macbeth in einem galonierten schwarzen Samtkleid, Baron, der Schüler Molières, die Helden des Altertums in Allongeperücke, kurzen Beinkleidern, seidenen Strümpfen und Schnallenschuhen. Der Puder und die Frisur mit Haarbeutel oder Zopf galten für alle Zeiten und Völker, und die Mexikanerin wie die Phädra oder Kleopatra wagten es nicht, anders als mit gepudertem Kopf zu erscheinen. Talma (1763–1826) führte bei dem französischen Theater zuerst ein annähernd richtiges K. ein, und die von ihm gegebene Anregung trug die besten Früchte. Früher als Talma hatte sich in Deutschland die Schauspielerin Karoline Neuber in Leipzig (1727–1739) bemüht, das K., dessen Typus sich ganz unter französischem Einfluß entwickelt hatte, zu reformieren und es der jedesmaligen Zeit anzupassen, in welcher das Stück spielte. Der erste, welcher das historisch-richtige K. von wissenschaftlichem Standpunkt aus auffaßte, war Graf Brühl, der in dieser Hinsicht die Berliner Bühne zur Musteranstalt erhob. Das Ausgezeichnetste auf diesem Feld hat früher Dupenchel in seiner Stellung als Kostümier der französischen Großen Oper geleistet. Eine durchgreifende Reform des Theaterkostüms, welche sich vornehmlich auf die Forschungen und wissenschaftlichen Darlegungen von H. Weiß stützte, hat jedoch erst die Meininger Hofbühne seit 1870 herbeigeführt. Der Einfluß derselben hat nicht nur alle hervorragenden deutschen Theater zu strengerer Beobachtung der geschichtlichen Erscheinungsformen genötigt, sondern er ist auch ins Ausland gedrungen. In der Malerei hat sich die Darstellung historisch treuer Kostüme schnell zu einer Spezialität, der Kostümmalerei, entwickelt, die ihren Schwerpunkt in der sorgsamen Wiedergabe der Stoffe gefunden hat. Meissonier, Willems, Ehrentraut, Volkhart, Klaus Meyer, Buchbinder, Probst u. a. sind gegenwärtig Hauptrepräsentanten dieser Gattung der Malerei.

Quellen für die Kenntnis der Kostüme sind im Altertum vorzugsweise die Denkmäler der Skulptur (bemalte Terrakotten) und der Malerei, für das Mittelalter zunächst die Bilderhandschriften, später auch die Grabsteine sowie die Wandmalereien und die Ölbilder [121] seit der Zeit der Brüder van Eyck und ihrer Schüler, weil diese ihre Gestalten stets im Zeitkostüm des betreffenden Malers erscheinen lassen. Erst seit dem 16. Jahrh. gibt es Trachtenbücher von J. Amman, Vecellio, de Bruyn, Hollar, Weigel u. a. Eine wissenschaftliche Behandlung der Kostümgeschichte hat Hermann Weiß in seiner „Kostümkunde“ (Stuttg. 1856 bis 1872, 2 Bde.; 2. Aufl. 1881 ff.) begründet. Vgl. außerdem Herbé, Costumes français, civils, militaires et religieux (Par. 1834); Pauquet, Modes et costumes historiques (das. 1862–64); Jacquemin, Iconographie générale et méthodique du costume (das. 1863–68, Suppl. 1887); Kretschmer und Rohrbach, Die Trachten der Völker (2. Aufl., Leipz. 1880–82); Falke, Die deutsche Trachten- und Modenwelt (das. 1858); Planché, Cyclopedia of costume (Lond. 1879, 2 Bde.); Hottenroth, Trachten etc. der Völker alter und neuer Zeit (2. Aufl., Stuttg. 1882–85); Racinet, Le costume historique (Par. 1876–86; deutsch von A. Rosenberg, Berl. 1883–87); Falke, Kostümgeschichte der Kulturvölker (Stuttg. 1880); Hefner-Alteneck, Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühsten Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts (2. Aufl., Frankf. 1879 ff.); A. v. Heyden, Blätter für Kostümkunde (Berl. 1876 ff.).

[Ξ]

KOSTÜME I (Altertum und Mittelalter).
1 Ägyptischer König. – 2 Ägyptische Königin. – 3 Assyrer (1400 v. Chr.). – 4 Grieche im Himation. – 5 Griechin aus Tanagra. – 6 Römer in der Toga praetexta. – 7 Römerin. – 8 Byzantinischer Kaiserornat (10. Jahrh.). – 9 Byzantinische Kaiserin. – 10 Fränkischer Edelmann (9. Jahrh.). – 11 Französ. Ritter (13. Jahrh.). – 12 Ritter des 13. Jahrhunderts. – 13 Ritter und Königin des 14. Jahrh. – 14 Flandrische Frau (15. Jahrh.).

[Ξ]

KOSTÜME II (15. bis 16. Jahrhundert).
1, 2 Florentiner Edelleute (15. Jahrh.). – 3 Johanna von Flandern (1341). – 4 Burgund. Edelfräulein (15. Jahrh.). – 5 Französ. Edelmann (1410). – 6, 7 Vornehmer deutscher Bürger und deutsche Frau (1480). – 8 Nürnberger Bürger (1500). – 9 Nürnbergerin, zum Tanz gehend (1500). – 10 Landsknecht (1530). – 11 Katharina von Medicis, Königin von Frankreich (1545). – 12 Don Juan d’Austria. – 13 Edle Venezianerin (Tizians ‚Bella‘).

[Ξ]

KOSTÜME III (17. bis 19. Jahrhundert).
1 Karl I. von England (1624). – 2 Französische Edeldame (1650). – 3 Holländisches Bürgerpaar (1640). – 4 Englische Edeldame (1640). – 5 Edelmann (Zeit des Dreißigjähr. Kriegs). – 6 Kölnische Bürgersfrau (1633). – 7 Ludwig XIV. von Frankreich (1680). – 8 Franz. Edeldame mit der ‚Fontange‘ (1680–1700). – 9 Frauentracht (1730–40). – 10 Herrentracht (1730–40). – 11 Französin (1794). – 12 Franz. Stutzer (‚Incroyable‘) (1795–99). – 13 Franz. Stutzer, Reitkostüm (1802). – 14 Franz. Dame in griech. Tracht (1803).
[Ξ]
Erläuterungen zu den Tafeln ‚Kostüme I–III‘.

Tafel I: Altertum und Mittelalter.

Fig. 1. Ägyptischer König, nach einem altägyptischen Wandgemälde. Lendenschurz und langes, durchsichtiges Obergewand. Brustpanzer und Leibschärpe. Kappe aus gesteiftem Zeug. (Nach H. Weiß, Kostümkunde, Bd. I.)

Fig. 2. Ägyptische Königin, nach einem altägyptischen Wandgemälde. Stirnband mit Geierkopf, dem Symbol der Isis. In der Hand das mystische Henkelkreuz. (Nach Weiß.)

Fig. 3. Assyrer, nach einem altägyptischen Wandgemälde. (Nach Weiß.)

Fig. 4. Grieche Im Himation, einem Umwurf aus Wolle, der bis zu den Perserkriegen das einzige Kleidungsstück der Männer war. Nach einem Vasenbild.

Fig. 5. Griechin im doppelten Himation, mit Hut aus Geflecht und Fächer (3. Jahrhundert v. Chr.). Nach einer tanagräischen Terrakotte (Nach Kekulé, Griechische Thonfguren aus Tanagra.)

Fig. 6. Edler Römer der spätern Zeit in der Tunika (hemdartigem Unterkleid) und der Toga praetexta (mit Purpur umsäumtem, mantelartigem Oberkleid). Nach Weiß.

Fig. 7. Edle Römerin in der Stola (einem langen, bis auf die Füße reichenden Oberkleid) und der Palla (einem Mantel, der beim Ausgehen getragen wurde).

Fig. 8. Byzantinischer Kaiserornat. Nach einem Bild aus dem 10. Jahrhundert n. Chr. Stola (Oberkleid) und Paludamentum (Mantel). Nach Weiß.

Fig. 9. Kaiserin Theodora, Gemahlin Justinians, in weißem, mit Goldstickerei und farbigen Steinen besetztem Untergewand und purpurnem Schultermantel, der durch eine Agraffe zusammengehalten wird. Nach einem Mosaik aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. in San Vitale in Ravenna.

Fig. 10. Fränkischer Edelmann aus der Zeit Karls des Kablen. Nach einer Miniatur des 9. Jahrhunderts. Die Tracht ist noch im wesentlichen die altrömische und erhielt sich bis zum 12. Jahrhundert.

Fig. 11. Ritter in vollständiger Kettenpanzerrüstung mit Tunika und Streitaxt. Nach einer Miniatur in einem französischen Manuskript des 13. Jahrhunderts (Pariser Nationalbibliothek).

Fig. 12. Ritter des 13. Jahrhunderts in vollständiger Kettenpanzerrüstung mit Topfhelm und Wappenrock. Das Schwert hängt an einem besondern Gurt. Nach einer Miniatur in der Pariser Nationalbibliothek.

Fig. 13. Ritter und Königin des 14. Jahrhunderts, nach einer Miniatur in der Pariser Nationalbibliothek. Charakteristisch ist die eng anliegende Tracht, bei dem Herrn Wams und Strumpfhosen, bei der Dame die Cotte hardie.

Fig. 14. Flandrische Frau. Nach einer Miniatur in einem französischen Manuskript aus dem Ende des 15. Jahrhunderts (Pariser Nationalbibliothek).


Tafel II: 15. bis 16. Jahrhundert.

Fig. 1. Edler Florentiner des 15. Jahrhunderts mit roter, wulstartiger Kappe, von welcher die Sendelbinde herabhängt. Mehrfarbige Strumpfhosen (mi-parti). Nach einem Gemälde des 15. Jahrhunderts in der Sammlung Guarrazzi zu Florenz.

Fig. 2. Edle Florentinerin des 15. Jahrhunderts mit weißer, goldumsäumter Haube, deren Spitzen wulstartig zusammengedreht auf die Schultern herabfallen. Nach einem Freskogemälde des Domenico Ghirlandajo in Santa Maria Novella in Florenz. (Aus A. v. Heyden, Blätter für Kostümkunde, Bd. I, Berlin 1876, F. Lipperheide.)

Fig. 3. Johanna von Flandern, Gattin des Johann von Montfort, Herzogs von Bretagne (1341), mit zuckerhutförmiger Haube mit gesteiftem Untergestell (Heunin), von der ein Schleier herabfällt. Nach einer Miniatur in der Pariser Nationalbibliothek.

Fig. 4. Burgundisches Edelfräulein des 15. Jahrhunderts, aus einem burgundischen Hautelisse-Teppich in München. Goldbesatz des langen Kleides 10 cm breit. (Nach A. v. Heyden, a. a. O.)

Fig. 5. Französischer Edelmann (Karl von Montague, gefallen bei Azincourt 1415), mit Schulterwülsten (Mahoîtres) und ausgezackten, lang herabfallenden Ärmeln (sogen. Zatteltracht). Nach einer Miniatur des 15. Jahrhunderts.

Fig. 6. Vornehmer deutscher Bürger um 1480. Aus den Wandgemälden von Michael Wohlgemuth im Huldigungssaal des Rathauses zu Goslar. Damastschaube, mit Granatapfelornament gemustert. Haartracht: Kolbenschnitt. (Nach A. v. Heyden, a. a. O., Bd. III.)

Fig. 7. Vornehme deutsche Frau aus derselben Zeit und aus denselben Malereien. Hohe, spitze Haube mit Spitze von Goldbrokat und mit turbanartigem Wulst. Die weiten Ärmel sind blau gefüttert. Unterkleid von hellblauem Stoff. (Nach A. v. Heyden, a. a. O., Bd. I.)

Fig. 8. Nürnberger Bürger von 1500, in der mit breiter goldener Borte besetzten Schaube und mit Barett. Nach einem Aquarell von A. Dürer in der Albertina zu Wien.

Fig. 9. Nürnberger Frau von 1500, nach der Unterschrift zum Tanz gehend. Haube mit Kinnband. Lange Oberärmel, mit weißem Pelz gefüttert. Aquarell ebendaselbst.

Fig. 10. Landsknecht um 1520. Nach einem Holzschnitt von Niklas Meldemann. Geschlitzte Rollhosen. Kurzes Wams mit Puffärmeln.

[Ξ] Fig. 11. Katharina von Medicis, Königin von Frankreich (1519–89), nach einer gleichzeitigen Miniatur. Italienische Tracht unter französischem Einfluß. Charakteristisch sind die Schulterwülste, die gepufften Unterärmel und die Halskrause. Letztere wurde von Italienern angefertigt.

Fig. 12. Don Juan d’Austria, nach einem Bildnis von Flamenca im Museum zu Madrid, um 1572. Steife Halskrause, unter dem Küraß mit Gänsebauch ein eng anliegendes Kettenhemd, straff gepolsterte Oberschenkelhosen, Trikots. Kette des Ordens vom Goldenen Vlies. (Nach A. v. Heyden, a. a. O., Bd. III.)

Fig. 13. Vornehme Italienerin um 1530, nach der sogen. „Bella di Tiziano“ in der Galerie des Palazzo in Florenz. Kleid von grünlichblauem Seidendamast, mit roten Samtstreifen besetzt und roten, geschlitzten Unterärmeln unter den gepufften Oberärmeln. Das Pelzchen über der rechten Hand diente dazu, das Ungeziefer vom Körper hineinzulocken, (Nach A. v. Heyden, a. a. O., Bd. II.)


Tafel III: 17. bis 19. Jahrhundert.

Fig. 1. König Karl I. von England, nach einem Ölgemälde von 1624 im Schloß Christiansborg in Kopenhagen. Wams aus dunkelviolettem, gemustertem Atlas, mit grüner Borte doppelt besetzt. Typus der ausgearteten spanischen Mode. (Nach A. v. Heyden, Blätter für Kostümkunde, Bd. II.)

Fig. 2. Französische Edeldame um 1650, nach einem Kupferstich von Abraham Bosse. Breiter Spitzenkragen. Reicher Bortenbesatz des Oberkleides. Geschlitzte Unterärmel. Unterkleid von geblümter Seide. (Nach A. v. Heyden, a. a. O., Bd. II.)

Fig. 3. Holländisches Bürgerpaar um 1640. Nach einem Gemälde, welches von dem Architekturmaler Dirk van Delen (ca. 1607–73) und dem Genremaler Dirk Hals (1600–56) herrührt. Die steifen Halskrausen (Krullen) der Frauen werden durch Panzerkorsette gestützt.

Fig. 4. Elisabeth, Gräfin von Devon, nach einem Gemälde von A. van Dyck um 1630. Tracht am Hof Karls I. Freies, gelocktes Haar, tiefer Halsausschnitt, kurze Taille mit überfallendem Schoß des Leibchens. Die Schleifen hießen Faveurs, weil die Herren sie als Gunstbezeigungen ihrer Damen trugen. (Nach A. v. Heyden, a. a. O., Bd. I.)

Fig. 5. Französischer Edelmann um 1620–30 in der aus der Verwilderung des Dreißigjährigen Kriogs erwachsenen Stutzertracht. (Nach einer Radierung von J. Callot.)

Fig. 6. Kölner Bürgerfrau, nach einem von Godfridus de Wedike 1633 gemalten Bild in Berlin. Steife, mühlsteinförmige Halskrause, gesteifte Haube, mit Spitzen besetzt, und Spitzenmanschetten. Vom Gürtel hängt eine dreifache goldene Kette herab, an deren Enden ein Messer, eine Kapsel für Wohlriechendes und ein Geldtäschchen befestigt sind. (A. v. Heyden, a. a. O., Bd. II.)

Fig. 7. Ludwig XIV. von Frankreich, nach einem Modenbild aus der Zeit von 1680. Dreieckiger Hut mit Federnbesatz, Allongeperücke, lange Kravatte, Spitzenmanschetten, Weste von gleicher Länge mit dem Leibrock, Schuhe mit hohen Absätzen.

Fig. 8. Französische Edeldame aus der Zeit von 1680 bis 1700 mit dem Fontange genannten Kopfputz aus gesteiftem Leinenzeug. Der obere Rock ist aufgenommen und fällt als Schleppe von der Hüfte herab. Der untere Rock mit Falbalas garniert. (Nach den Malereien eines Ofenschirms.)

Fig. 9. Französin aus der Zeit von 1730 bis 1740 mit der Bagnolette, einer Kapuze für den Winter, und im weiten Reifrock. (Nach einem gleichzeitigen Modenbild.)

Fig. 10. Französische Tracht aus derselben Zeit. Weitschößiger, um die Taille eng anschließender Leibrock, tief ausgeschnittene Weste, gepudertes Haar. Die Hosen sind unter den Strümpfen befestigt. (Nach einem Modenbild.)

Fig. 11. Französin nach einem Modejournal von 1794. Übergang von der Mode der Rokokozeit zur antikisierenden Tracht.

Fig. 12. Incroyable (Stutzer) aus der Zeit des Direktoriums 1795–99 mit zweispitzigem, flachem Hut, langen Haaren, großer Kravatte, Frack, Kniehosen, gemusterten Strümpfen und spitzen Schuhen. Spanisches Rohr. Nach Originalkostümstücken. (A. v. Heyden, a. a. O., Bd. II.)

Fig. 13. Französischer Stutzer in Reitkostüm aus dem Jabr 1802. Frack, hohe Kravatte, riesiger Zweispitz. (Nach einem gleichzeitigen anonymen Blatt, welches die Fahrt zu dem Wettrennen in Longchamps darstellt.)

Fig. 14. Französische Dame in griechischer Tracht (nach einem Modejournal von 1803). Der rote Shawl ist an den Enden mit schweren metallenen Quasten versehen, wodurch die Drapierung nach antiker Art erleichtert wird.