Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kolonne“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 959960
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Kolonne. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 959–960. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kolonne (Version vom 20.04.2024)

[959] Kolonne (franz. colonne, v. lat. columna), eigentlich „Säule“, militärisch Heersäule. Wo also vom Einrücken in Feindesland oder vom Anmarsch zur Schlacht in mehreren Kolonnen die Rede ist, versteht man unter K. alle Truppen, die unter gemeinschaftlichem Befehl auf einer Straße vorrücken. Für den einzelnen Truppenkörper ist K. diejenige Formation, mehr tief als breit, bei welcher die Unterabteilungen (Rotten, Sektionen, Züge etc.) hintereinander stehen, im Gegensatz zur Linie, wo sie nebeneinander stehen. Eine K. heißt geöffnet, wenn die hintereinander stehenden Teile so viel Abstand haben, daß sie ohne weiteres zur Linie einschwenken können, andernfalls nennt man sie geschlossen. Nach dem Gebrauch unterscheidet man: 1) Marschkolonnen mit schmaler Fronte, großer Tiefe; 2) Rendezvouskolonnen, möglichst quadratisch, um große Massen auf kleinstem Raum zu versammeln; 3) Manövrier- und Gefechtskolonnen; sie müssen leicht vom Führer zu [960] übersehen, nach allen Seiten zu bewegen, rasch zur Linie zu entwickeln und wieder zusammenzuziehen sein und bilden Rechtecke der verschiedensten Formen. Kolonnenlinie nennt man die Formation, bei welcher eine Anzahl Truppenkörper in K. in einer Reihe nebeneinander stehen. Die Anwendung der K. ist bei allen Waffen der leichten Führung und des Zusammenhaltens der Kräfte wegen sehr mannigfach und allgemein. Man bleibt in K. womöglich so lange, bis man zur unmittelbaren Waffenthätigkeit gegen den Feind übergeht. Ein Beibehalten der K. während des Kampfes selbst, wie früher, kommt heutigen Waffen gegenüber nur ausnahmsweise vor, wo Raum und Zeit nichts andres gestatten, oder wenn die Ausbildung und Beschaffenheit der Truppe eine lockere Formation nicht zuläßt (vgl. Fechtart). Im Train der Heere nennt man K. eine Anzahl Fahrzeuge, deren Begleitmannschaft und Bespannung zu einem Truppenkörper verbunden ist. Je nach Beladung der Fahrzeuge bezeichnet man sie als Proviant-, Munitions-, Ponton-, Lazarett- etc. Kolonne. Eine Anzahl solcher Kolonnen unter gemeinschaftlichem Befehl bildet eine Kolonnenabteilung.