MKL1888:Kolb
[929] Kolb, Stier, der erst im zweiten oder dritten Jahr geschnitten wird.
Kolb, Georg Friedrich, Statistiker und Publizist, geb. 14. Sept. 1808 zu Speier, ward als Bürgermeister seiner Vaterstadt 1848 in das deutsche Parlament gewählt, war noch Mitglied des Rumpfparlaments und trat 1849 in den bayrischen Landtag. Nachdem er 1849 sein Bürgermeisteramt niedergelegt hatte, gab er die „Neue Speierer Zeitung“ heraus, welche 1853 unterdrückt wurde. Von 1853 bis 1860 lebte er in Zürich und seitdem in Frankfurt. Er trat 1863 von neuem in den bayrischen Landtag ein, wo er seine föderalistisch-demokratischen Ideen verfocht und der bundesstaatlichen Einigung Deutschlands sich hartnäckig widersetzte, und wurde auch in das Zollparlament gewählt. Sein bekanntestes Werk ist das „Handbuch der vergleichenden Statistik“ (Zürich 1857; 8. Aufl., Leipz. 1879), zu dem die „Statistik der Neuzeit“ (das. 1883) eine Ergänzung bildet; daneben das kleinere „Statistische Handbüchlein der Völkerzustands- und Staatenkunde“ (5. Aufl., das. 1875). Außerdem schrieb er: „Geschichte der Menschheit und der Kultur“ (Pforzh. 1843, 2 Bde.); „Die wichtigsten ältern Staatsprozesse in England“ (Leipz. 1861, 2 Bde.); „Die Nachteile des stehenden Heerwesens“ (das. 1862); „Kulturgeschichte der Menschheit“ (3. Aufl., das. 1884, 2 Bde.); „Abriß der Kulturgeschichte“ (das. 1880). Unter dem Pseudonym Broch schrieb er: „Italien und die jetzige politische Lage des übrigen Europa“ (Zürich 1859) und ein Werk über Kaspar Hauser (das. 1859) und hielt an der darin verfochtenen Prinzentumstheorie auch in seiner spätern Schrift („Kaspar Hauser. Ältere und neuere Beiträge“, Regensb. [930] 1883) noch hartnäckig fest. Er starb 16. Mai 1884 in München.