Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kokosöl“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 926
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Kokosöl. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 926. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kokos%C3%B6l (Version vom 06.10.2024)

[926] Kokosöl (Kokosnußöl, Kokosbutter, Kokostalg), aus den Früchten verschiedener Palmen, besonders der Kokospalme, gewonnenes Fett. Die Früchte enthalten davon 68 Proz., und zur Gewinnung desselben werden die Fruchtkerne aus der Schale herausgenommen, an der Sonne getrocknet oder in Wasser gekocht und dann gepreßt. Ein Teil der getrockneten Fruchtkerne (Kopra, Kopperah) wird auch zur weitern Verarbeitung nach Europa gebracht. Das K. ist weißlich, von Salbenkonsistenz, riecht eigentümlich nach flüchtigen, fetten Säuren, schmeckt mild, schmilzt bei 20–25° und erstarrt langsam bei 18°. War es einige Zeit auf 240° erhitzt, so bleibt es tagelang flüssig. Durch kalte Pressung gewinnt man übrigens ein schon bei 10° flüssiges Fett, welches in den Heimatsländern der Kokospalme als Genußmittel dient, aber nicht in den Handel kommt. K. löst sich in siedendem Alkohol, in Äther, flüchtigen und fetten Ölen, wird an der Luft leicht ranzig und läßt sich leicht verseifen; es besteht im wesentlichen aus den Glyceriden der Kocinsäure (wahrscheinlich ein Gemenge von Laurinsäure und Myristinsäure), Palmitinsäure und Kaprylsäure. Das K. wurde früher nur auf Ceylon, auf den Sundainseln, in Kotschinchina gewonnen, während es gegenwärtig zum größten Teil in Europa aus Kernen gepreßt wird, die aus Brasilien, Sydney, Bengalen, Ceylon, Siam zu uns kommen. In Indien benutzt man es seit alten Zeiten als Nahrungs- und Heilmittel, bei uns seit den letzten Dezennien zur Seifenfabrikation und zur Gewinnung fester, fetter Säuren für die Kerzenfabrikation (Stearinkerzen). Auch führt man das Gemisch der fetten Säuren in Äther über und erhält so eine Kognakessenz.