Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kleinrußland“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 831
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Kleinrußland. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 831. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kleinru%C3%9Fland (Version vom 13.09.2022)

[831] Kleinrußland, Benennung der drei am Dnjepr gelegenen russ. Gouvernements Kiew, Poltawa und Tschernigow, die das Zentrum und die ursprüngliche Heimat des süd- oder kleinrussischen Stammes (s. Russen) darstellen. Diese Gegend bildete, als Oleg seine Hauptstadt von Nowgorod nach Kiew verlegte (Ende des 9. Jahrh.), den Kern des russischen Reichs, das jedoch 1170 in Wladimir (s. d.) eine neue Hauptstadt erhielt. 1237 wurde K. durch die Tataren verwüstet, wobei die meisten Städte und deren Einwohner gänzlicher Vernichtung anheimfielen. Als die Tataren fast 100 Jahre hier gehaust hatten und nun ihr Augenmerk mehr auf die nordöstlich gelegenen Länder richteten, wurde es den Fürsten von Litauen leicht, sich Kleinrußlands zu bemächtigen. Damals (erste Hälfte des 14. Jahrh.) trat die Sonderstellung des Landes zuerst deutlich hervor, und der Name K. kam in Gebrauch. Mit Litauen kam K. darauf 1386 an Polen. Die kleinrussischen Kosaken, mit der polnischen Herrschaft unzufrieden, lehnten sich auf, viele wanderten aus und bildeten Kolonien. Besonders aber nach der Einführung der kirchlichen Union 1596 begann ein ununterbrochener Krieg zwischen den Kosaken und den Polen, der eigentlich erst endigte, als 1686 das östliche Ufer des Dnjepr (die russische Ukraine) mit der Stadt Kiew an Rußland abgetreten wurde, wobei K. das Recht erhielt, seine Hetmans selbst zu wählen. 1793 fiel dann auch die polnische Ukraine (auf dem westlichen Ufer des Dnjepr) mit Wolhynien, Podolien und dem jetzigen Gouvernement Kiew an Rußland. 1801 unter Katharina erfolgte die jetzige Teilung Kleinrußlands in die drei oben genannten Gouvernements.