Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kleiber“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 821
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Kleiber. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 821. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kleiber (Version vom 20.08.2021)

[821] Kleiber (Sitta L.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel und der Familie der Baumläufer (Certhiidae), gedrungen gebaute Vögel mit mittellangem, spitzigem, auf der Firste geradem Schnabel, breiten, stumpfen Flügeln, unter deren Schwingen die dritte und vierte am längsten sind, kurzem, breitem Schwanz und kurzläufigem, sehr langzehigem Fuß mit großen, spitzigen, stark gekrümmten Nägeln. Der K. (Blauspecht, Baumrutscher, Spechtmeise, Baumhacker, Maispecht, S. caesia M. W., s. Tafel „Sperlingsvögel II“) ist 16 cm lang, 26 cm breit, oben bleigrau, unten rostgelb, mit schwarzem Streifen an der Seite des Kopfes, an Kinn und Kehle weiß, an den seitlichen Weichen- und Unterschwanzdeckfedern kastanienbraun, an den Schwingen bräunlich schwarzgrau, an den mittlern Schwanzfedern graublau, an den übrigen schwarz mit aschgrauer Spitze; das Auge ist nußbraun, der Schnabel aber oben hornschwarz, unten grau, der Fuß horngelblich. Er bewohnt Europa nördlich bis Dänemark und findet sich südlich bis Palästina und Algerien (der nordische, merklich größere Nordkleiber, S. europaea L., ist vielleicht nur eine Spielart). Er lebt paarweise oder in sehr kleinen Familien im Hochwald und in Parken, ist äußerst regsam und auf den Bäumen und besonders an den Stämmen in steter Bewegung, auf und ab und um die Stämme herumkletternd, um Insekten oder Spinnen zu erhaschen; er frißt aber auch allerlei Baumsämereien, Getreide, Hanf, Sonnenblumensamen etc. Zum Winter trägt er Vorrat zusammen, versteckt Nüsse in Rissen, Spalten, Dächern. Er nistet in Baumlöchern und verklebt die Öffnung derselben bis auf ein kleines Loch mit Lehm und Speichel; Ende April legt er 6–9 weiße, rot punktierte Eier (s. Tafel „Eier I“), welche das Weibchen allein ausbrütet. Nach der Brutzeit schweift er in einem kleinen Gebiet umher. In der Gefangenschaft ist er leicht zu erhalten, lärmt und pocht aber ohne Unterlaß.