Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kircher“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 781
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Kircher. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 781. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kircher (Version vom 26.07.2021)

[781] Kircher, Athanasius, einer der größten Gelehrten seiner Zeit, geb. 2. Mai 1601 zu Geisa im Fuldaischen, trat 1618 in den Jesuitenorden und bekleidete sodann eine Professur der Mathematik und Philosophie sowie der hebräischen und syrischen Sprache in Würzburg, bis er vor den Unruhen des Dreißigjährigen Kriegs nach Avignon flüchtete. Von dort begleitete er den Kardinal Friedrich von Sachsen nach Malta und wurde dann Lehrer der Mathematik und hebräischen Sprache in Rom; später beschäftigte er sich ausschließlich mit dem Studium der Hieroglyphen und andern archäologischen Gegenständen. Er starb 30. Okt. 1680 in Rom. Er schrieb: „Ars magna lucis et umbrae“ (Rom 1646, 2 Bde.; 2. Ausg., Amsterd. 1671, 2 Bde.); „Musurgia universalis“ (Rom 1650, 2 Bde.); „Oedipus aegyptiacus“ (das. 1652–55, 4 Bde.); „Prodromus coptus“ (das. 1636); „Lingua aegyptiaca restituta“ (das. 1694); „Mundus subterraneus“ (Amsterd. 1664, 2 Bde.; 3. Aufl. 1671); „China illustrata“ (das. 1667); „Polygraphica seu artificium linguarum, quocum omnibus totius mundi populis poterit quis correspondere“ (Rom 1663); „Latium, id est nova et parallela Latii, tum veteris tum novi, descriptio“ (das. 1671). K. war ein Mann von der umfassendsten Gelehrsamkeit, viele Sonderbarkeiten und Extravaganzen machen indes manche seiner Werke jetzt nur noch zu Kuriositäten. Mit Ausnahme des „Turris Babel“ und der „Arca Noë“ sind seine Schriften über die Altertumskunde am geschätztesten. Eine Beschreibung seiner Antiquitäten- und Modellsammlungen lieferten Buonanni (Rom 1709) und Lattara (das. 1773). Zu seinen Erfindungen gehört unter andern der nach ihm benannte Brennspiegel, auch, weil der erste Versuch damit auf der Insel Malta gemacht wurde, der maltesische Spiegel genannt, beschrieben in „Specula melitensis encyclica“ (Messina 1638). Auch gilt er als Erfinder der Laterna magika. Im Collegio Romano zu Rom trägt noch heute die von ihm gestiftete ausgezeichnete Sammlung von Altertümern (darunter die berühmte „Ficoronische Ciste“) seinen Namen (Museo Kircheriano). Vgl. Brischar, Athanasius K., ein Lebensbild (Würzb. 1878).