Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Keratīn“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Keratīn“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 17 (Supplement, 1890), Seite 486
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Keratine
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Keratīn. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 17, Seite 486. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kerat%C4%ABn (Version vom 22.11.2022)

[486]  Keratīn (Hornstoff), die Substanz des Horngewebes, wird erhalten, wenn man Horngebilde in fein gepulvertem Zustand mit siedendem Wasser, Alkohol, Äther, verdünnten Säuren behandelt. Aus der Schalenhaut des Hühnereies auf solche Weise gewonnenes K. ist ein farb-, geruch- und geschmackloses, fast aschefreies Pulver, unlöslich in heißem Wasser und verdünnten Säuren, aber allmählich in Essigsäure und Ammoniak löslich. Es enthält ca. 50 Proz. Kohlenstoff, 6,5 Proz. Wasserstoff, 16 Proz. Stickstoff, 20,75 Proz. Sauerstoff, 0,75 Proz. Schwefel. Mit Essigsäure oder Ammoniak hergestellte Keratinlösungen benutzt man zum Überziehen von Pillen, welche den Magen unverändert passieren und sich erst im alkalischen Dünndarminhalt lösen sollen. Diese Dünndarmpillen werden bei Medikamenten angewandt, welche, wie Salicylsäure, Quecksilberpräparate, die Magenschleimhaut reizen oder, wie Alaun, Tannin, Wismutnitrat, die Verdauungsthätigkeit des Magens beeinträchtigen oder, wie Silbernitrat, Eisensulfid, Quecksilberjodide, durch den Magensaft zersetzt werden oder endlich, wie Alkalien, Seife, Galle, Wurmmittel, möglichst konzentriert in den Dünndarm gelangen sollen. Man bereitet eine geeignete Keratinlösung, indem man fein geschnittene Federkiele mit Wasser digeriert, dann mit einer Mischung von Alkohol und Äther extrahiert, in Essigsäure löst, die Lösung durch Glaswolle filtriert, zur Sirupskonsistenz verdampft und auf Glastafeln eintrocknen läßt. Die Pillen werden unter Vermeidung vegetabilischer Pulver mit Kaolin, Bolus oder Kohle und einer Fettsubstanz hergestellt, mit Fett und dann mit Keratinlösung überzogen. Je nach der Beschaffenheit des Arzneimittels benutzt man essigsaure oder ammoniakalische Lösung.