Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Katachrēse“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 603
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Katachrēse. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 603. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Katachr%C4%93se (Version vom 15.11.2024)

[603] Katachrēse (griech., lat. Abusio, „Mißbrauch“), rhetorischer Kunstausdruck, bezeichnet den Gebrauch eines Wortes in uneigentlicher Bedeutung (z. B.: „Das Schwert schläft in der Scheide“), besonders aber einen Verstoß gegen die Einheit eines vom Redner oder Dichter gebrauchten Bildes, indem derselbe entweder den bildlichen und den eigentlichen Ausdruck vermischt (z. B.: „Diese Säule des Staats wurde geboren etc.“), oder aus einem Bild in ein andres verfällt (z. B.: „Laß nicht des Neides Zügel umnebeln deinen Geist“). Erscheinen dergleichen logische Ungereimtheiten in der gewöhnlichen Rede als verwerflich, so sind Katachresen, mit Einsicht und Geschmack angewendet, für den kühnern Stil der Poesie doch unentbehrlich und hier oft von großer Wirkung, wie unzählige Stellen der Dichter beweisen. Katachrestisch, uneigentlich gebraucht, mißbräuchlich.