Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Karnies“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 549
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Karnies. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 549. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Karnies (Version vom 07.04.2022)

[549] Karnies (franz. corniche), architektonisches Glied, welches teils konkav, teils konvex gebogen ist, also ungefähr die Gestalt eines lateinischen S hat. Befindet sich der konkave Teil oben und nach außen, so entsteht der stehende oder steigende K. (Fig. 1), welcher als deckendes oder säumendes Glied, z. B.

Fig. 1. Fig. 2.
Fig. 3. Fig. 4.
Steigender Fallender
Karnies.
Verkehrt stei­gender K. Verkehrt fallender K.

bei Haupt- oder Dachgesimsen, vorkommt; befindet sich der konvexe Teil oben und innen, so entsteht der liegende oder fallende K. (Fig. 2), welcher als unterstützendes oder tragendes Glied, z. B. bei Sockeln oder Basen, in Anwendung kommt. Beide Formen des Karnieses stellen eine Vermittelung der obern mit der untern wagerechten Fläche der Gesimsplatte her. Befindet sich der konvexe Teil oben und außen, so entsteht der verkehrt steigende K. (auch Kehlstoß, Fig. 3), welcher als deckendes Glied vorkommt; befindet sich der konkave Teil oben und innen, so entsteht der verkehrt fallende K. (Fig. 4), welcher als unterstützendes Glied dient. Die beiden letztern Formen stellen eine Vermittelung mit den lotrechten Begrenzungsflächen der Teile her, zwischen welchen sich die Gesimsplatte befindet. Der steigende K., welcher in den griechischen und den davon abgeleiteten Stilen meist über der Hängeplatte des Hauptgesimses als Rinnleiste erscheint, ist teils glatt profiliert, teils durch Palmetten mit Löwenköpfen, welche als Wasserspeier dienen, oder ohne solche verziert. Der verkehrt steigende K. kommt teils glatt, teils verziert meist unter der Hängeplatte vor, während die beiden fallenden Karniese fast ausschließlich als glatte Sockelprofile auftreten.