MKL1888:Kamaldulenser-Einsiedler

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kamaldulenser-Einsiedler“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 416
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Kamaldulenser-Einsiedler. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 416. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kamaldulenser-Einsiedler (Version vom 22.07.2021)

[416] Kamaldulenser-Einsiedler (Kamaldulisten oder Romualdiner), ein vom heil. Romuald (gest. 1027) gestifteter geistlicher Orden, welcher nach seinem ersten Sitz, Camaldoli, benannt wurde und 1072 die päpstliche Bestätigung erhielt. Die K. trugen einen weißen langen Rock, ein Skapulier, eine runde Kapuze und Schuhe. Wasser und Brot war ihre gewöhnliche Nahrung. Der Genuß von Fleisch war ganz untersagt. Während der großen Fasten pflegten viele, dem Beispiel des Stifters nacheifernd, ein 40tägiges Schweigen zu beobachten. Ganz gegen die Benediktinische Regel führte nämlich dieser das beschauliche, aller Einwirkung nach außen fremde Einsiedlerleben ein, was dem Orden im Verlauf der Zeit sehr nachteilig ward. Denn kaum hatte sich 1300 die Kamaldulenser-Einsiedelei San Michele di Murano bei Venedig zu einem förmlichen Kloster erhoben, als sich demselben sogleich die Kamaldulenser-Observanten, d. h. die der ursprünglichen Regel treu Gebliebenen, feindlich gegenüberstellten, und seitdem zerspaltete sich der Orden in langjährigen Zwistigkeiten in mehreren Kongregationen. Im 17. und 18. Jahrh. zählten sämtliche Kongregationen 2000 Religiosen unter 5 Generalen (majores). Jetzt ist der Orden bis auf wenige Stätten in Italien und Galizien zusammengeschmolzen. Die Kamaldulenser-Nonnen, für die das Kloster 1086 zu Mucellano in Toscana gegründet wurde, sind jetzt aufgehoben.