Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kamīn“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 423
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Kamīn. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 423. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kam%C4%ABn (Version vom 29.01.2022)

[423] Kamīn (v. lat. camīnus, „Ofen“, franz. Cheminée, engl. Fire-place, Chimney), Vorrichtung zur Zimmerheizung, besteht aus einem von Mauerwerk oder Eisenplatten umschlossenen, vollständig in der Wand liegenden oder teilweise aus derselben hervorspringenden Raum, in welchem man das Brennmaterial auf einem Rost verbrennt, während die Verbrennungsgase direkt in den Schornstein entweichen. In dem K. wirkt das Feuer nur durch Ausstrahlung, die Kaminheizung ist daher äußerst unvorteilhaft. Sie ist aber in milden Klimaten (England, Frankreich) sehr beliebt, weil der Anblick des Feuers den Eindruck der Wohnlichkeit macht, und weil der hervorstehende Teil des Kamins zu einem vorzüglichen Zimmerschmuck hergerichtet werden kann. Der Kaminsims dient überdies zur Aufstellung von Uhren, Spiegeln, Bronzen etc. Man unterscheidet lombardische Kamine mit weit hervorragendem, pyramidenförmigem Mantel, der auf Konsolen oder sonstigen Vorkragungen steht; französische Kamine, die ganz außerhalb der Mauer stehen; deutsche, welche noch weiter hervorragen und einen hohen Mantel haben, und holländische, ganz in der Mauer liegende. Um die Wirkung des Kamins zu vermehren, benutzt man Kaminöfen aus Eisenblech, welche in die Kaminöffnung hineingesetzt werden oder an der Kaminwand stehen; mittels Luftzüge wird die untere kalte Luft im Zimmer eingesogen, am Feuer erwärmt und strömt oberhalb in diesem Zustand wieder aus (s. Heizung, S. 338 f.). K. heißt auch der Teil des Schornsteins, der außerhalb eines heizbaren Zimmers, gleich vor dem Ofen angebracht ist und zum Heizen des letztern durch eine in der Mauer vorhandene Öffnung dient.