Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kallimăchos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 407
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Kallimăchos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 407. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kallim%C4%83chos (Version vom 15.01.2023)

[407] Kallimăchos, 1) tapferer Athener aus Aphidna, stimmte als Polemarch des Jahrs 490 v. Chr. in der schwankenden Beratung der Heerführer, ob auf dem marathonischen Gefilde die Schlacht gegen die Perser geliefert werden sollte, mit Miltiades für den Angriff und fiel beim Kampf um die persischen Schiffe.

2) Griech. Dichter und Grammatiker, Sohn des Battos, aus dem edlen Geschlecht der Battiaden zu Kyrene, hielt anfangs eine Schule zu Eleusis, einer Vorstadt von Alexandria, bis er von Ptolemäos Philadelphos an das Museum von Alexandria berufen und um 260 v. Chr. zum Vorsteher der Bibliothek ernannt wurde, die er bis zu seinem Tod, um 240, verwaltete, und um deren Sichtung und Katalogisierung er sich die größten Verdienste erwarb. Durch seine nach Fächern und in diesen chronologisch geordneten Verzeichnisse (pinăkes) der alexandrinischen Bücherschätze in 120 Büchern legte er zugleich den Grund zu der griechischen Litteraturgeschichte. Im ganzen wurden ihm 800 prosaische und poetische Schriften des verschiedenartigsten Inhalts beigelegt. Vollständig erhalten haben sich nur 6 Hymnen und 64 Epigramme. In letztern und den verlornen Elegien, die namentlich von den Römern sehr hochgehalten und nachgeahmt wurden, wie von Catull, Properz und Ovid, bestand seine Hauptstärke. Wie die erhaltenen Überreste zeigen, waren die Elemente seiner Poesie Kunst und Gelehrsamkeit, nicht eigentliche poetische Begabung. Besondere Erwähnung mögen von seinen Dichtungen noch finden die „Aitia“, eine Sammlung von Elegien in 4 Büchern, welche die Ursprungssagen von Städten, Kulten u. a. mit großer Gelehrsamkeit behandelten, und das vielgelesene Epos „Hekale“. Beste Ausgabe der gesamten Überreste von O. Schneider (Leipz. 1870–73, 2 Bde.), der Hymnen und Epigramme von Meineke (Berl. 1861) und Wilamowitz (das. 1882); Übersetzung der Hymnen von Schwenk (Stuttg. 1833), Weber (in „Elegische Dichter“, Frankf. 1826). Vgl. Lincke, De Callimachi vita et scriptis (Halle 1862).

3) Griech. Bildhauer, zu Athen um die 89.–94. Olympiade (424–404 v. Chr.) thätig. Man nennt von ihm: tanzende Spartanerinnen; eine sitzende Hera zu Platää; die goldene Lampe, welche Tag u. Nacht im Erechtheion zu Athen brannte (das archaistische Relief im kapitolinischen Museum, das von einem K. herrührt, gehört in die römische Zeit). K. kann zwar nicht, wie berichtet wurde, die Kunst, den Marmor zu bohren, erfunden haben, scheint aber doch eine wesentliche Vervollkommnung dieser Technik erreicht zu haben. K. war nie mit seinen Arbeiten zufrieden, sondern feilte und besserte endlos an denselben herum, daher er auch den Beinamen Katatexitechnos erhielt. Vitruv schreibt ihm die Erfindung des korinthischen Kapitäls und der korinthischen Säulenordnung zu. Nach Plinius wäre er auch als Maler thätig gewesen.