Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Küstrin“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 360
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Küstrin. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 360. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:K%C3%BCstrin (Version vom 08.01.2023)

[360] Küstrin, Stadt und Festung ersten Ranges im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Königsberg i. N., an der Mündung der Warthe in die Oder, Knotenpunkt der Linien Berlin-Schneidemühl,

Wappen von Küstrin.

Frankfurt a. O.-K. und Breslau-Stettin der Preußischen Staatsbahn sowie der Eisenbahn Stargard-K., 13 m ü. M., mit gemauerten Wällen und Kasematten versehen, besteht aus der eigentlichen Stadt zwischen Oder und Warthe und innerhalb der Festungswerke, der Langen Vorstadt auf dem linken Oderufer und der Kurzen Vorstadt auf dem rechten Wartheufer. Die Hauptstärke der Festung, deren Werke nach der Schleifung von Stettin durch Forts verstärkt worden sind, beruht auf ihrer Lage zwischen Oder und Warthe und tiefen Wiesengründen. Durch diese führt von Sonnenburg (im SO.) her ein 16 km langer Chausseedamm mit zahlreichen Brücken, von Göritz (im S.) her ein Damm für die Eisenbahnlinie Breslau-Stettin. An öffentlichen Bauwerken hat K. 2 evangelische Kirchen (darunter die Marienkirche mit den Gräbern des Markgrafen Johann und seiner Gemahlin Katharina) und eine kath. Kirche, ein ansehnliches Rathaus, ein Militärlazarett, 3 Kasernen, 2 Magazine, neuerbaute Brücken über die Oder und Warthe etc. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 48 und ein Garde-Fußartilleriebataillon) 15,105 Seelen, meist Evangelische; sie betreiben Kartoffelmehl-, Maschinen-, Kupfer- und Messingwaren-, Zigarren-, Öfen-, Bürsten- und Pinselfabrikation etc. Außerdem hat K. 2 Dampfschneidemühlen, eine Maschinenwerkstätte, eine Holzimprägnieranstalt, 5 Bierbrauereien, eine Ziegelei, Schiffahrt etc. Für den Handelsverkehr befindet sich dort eine Reichsbanknebenstelle. Es ist Sitz eines Amtsgerichts und hat ein Gymnasium. – K., ursprünglich ein Fischerdorf, das schon 1232 erwähnt wird, fiel 1262 an Brandenburg und war unter Markgraf Johann (1535–71) Residenz eines Zweigs der brandenburgischen Hohenzollern. 1535–43 wurde die Festung nach dem Plan des Ingenieurs Maurer angelegt. 1730–32 hielt sich hier der spätere König Friedrich d. Gr., zunächst als Gefangener, auf; hier ward 6. Nov. 1730 sein Freund Katte hingerichtet. Am 15. Aug. 1758 wurde K. von den Russen bombardiert. Am 1. Nov. 1806 übergab der Oberst v. Ingersleben die reichlich verproviantierte Festung ohne Aufforderung einem französischen Reiterhaufen. Die Franzosen behielten K. auch nach dem Frieden und räumten es erst 20. März 1814 nach längerer Belagerung.