Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Köchly“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 909910
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Köchly. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 909–910. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:K%C3%B6chly (Version vom 29.12.2021)

[909] Köchly, Hermann, verdienter Philolog, geb. 5. Aug. 1815 zu Leipzig, gebildet in Grimma, studierte seit 1832 in Leipzig, ward 1837 Lehrer am Progymnasium zu Saalfeld, 1840 an der Kreuzschule zu Dresden, wurde im Februar 1849 in die sächsische Zweite Kammer gewählt, floh, nachdem er am Maikampf thätigen Anteil genommen hatte, nach Brüssel, wurde Ostern 1851 Professor der klassischen Philologie in Zürich, 1864 in Heidelberg und starb auf der Rückkehr von einer Reise nach Griechenland infolge eines Sturzes vom Pferde 3. Dez. 1876 in Triest. Infolge seiner Thätigkeit für die Reorganisation des Schulwesens, der auch die Schriften: „Über das Prinzip des Gymnasialunterrichts der Gegenwart“ (Dresd. 1845), „Zur Gymnasialreform“ (das. 1846), „Vermischte Blätter zur Gymnasialreform“ (das. 1847) entsprungen waren, wurde er im Dezember 1848 nebst vier andern mit Ausarbeitung eines Entwurfs zu einem allgemeinen Schulgesetz für das Königreich Sachsen beauftragt, den er später (Leipz. 1850) veröffentlichte. 1871–73 war er Mitglied des deutschen Reichstags, wo er sich der Fortschrittspartei anschloß. Auf dem Gebiet der Philologie hat er sich besonders um die griechischen Epiker und die alten Militärschriftsteller verdient gemacht. In ersterer Beziehung lieferte er kritische Ausgaben des Quintus Smyrnäus (Leipz. 1850; Textausg., das. 1853) und Hesiod (mit Kinkel, das. 1870; Textausg., das. 1870), eine Ausgabe von „Aratus, Manethonis, Maximi et aliorum astrologica“ mit lateinischer Übersetzung (Par. 1851), Textausgaben der „Apotelesmata“ des Pseudo-Manetho (Leipz. 1858) und der „Dionysiaca“ des Nonnos (das. 1858, 2 Bde.); endlich: „De Iliadis carminibus dissertationes VII“ (Zürich 1850–59), denen sich eine Ausgabe von „Iliadis carmina XVI“ (Leipz. 1861) anschloß, „De diversis Hesiodeae Theogoniae partibus“ (Zür. 1860), „De Odysseae carminibus dissertationes tres“ (das. 1862–63), „Opuscula epica IV“ (das. 1864) u. a. Nach der zweiten Richtung veröffentlichte er: „Geschichte des griechischen Kriegswesens“ (Aarau 1852), „Griechische Kriegsschriftsteller, griechisch und deutsch, mit kritischen und erklärenden Anmerkungen“ (Leipz. 1853–55, 2 Bde.), „Einleitung in Cäsars Kommentarien über den Gallischen Krieg“ (Gotha 1857), sämtlich mit W. Rüstow. Außerdem besitzen wir von ihm eine Ausgabe von Euripides’ „Iphigenia in Taurien“ mit deutschen Anmerkungen (Berl. 1853, 3. Aufl. 1872), treffliche Übersetzungen, besonders von Cäsar (zusammen mit Rüstow), zuletzt von Äschylos’ „Persern“ (ursprünglich zu der Musik des Erbprinzen von Meiningen als Manuskript gedruckt; später hrsg. von K. Bartsch, das. 1880), und eine Biographie seines Lehrers G. Hermann (das. 1874). Ein Teil seiner kleinern Schriften ist gesammelt in „Opuscula academica“ (Leipz. 1853–56, 2 Bde.) und in „Akademische Vorträge und Reden“ (Zürich 1856; neue Folge, hrsg. von Bartsch, Heidelb. 1882). Eine Sammlung seiner kleinen philologischen Schriften besorgten [910] Kinkel und Böckel: „Opuscula philologica“ (Leipz. 1881–82, 2 Bde.). Vgl. Hug, Heinrich K. (Basel 1878).