Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kállay“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 407
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Kállay. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 407. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:K%C3%A1llay (Version vom 15.01.2023)

[407] Kállay, Benjamin von, österreich. Staatsmann, geb. 22. Dez. 1839 aus einem ungarischen Adelsgeschlecht, studierte die Rechte, lernte Russisch, Serbisch, Rumänisch und Türkisch und bereiste darauf Rußland, die europäische Türkei und Kleinasien. Nach seiner Rückkehr in die Heimat trat er in den diplomatischen Dienst der Monarchie und ward 1869 zum Generalkonsul in Belgrad ernannt. Er bekleidete diesen Posten bis 1875 und hatte hier Gelegenheit, die Verhältnisse des Orients noch gründlicher kennen zu lernen. Auch schrieb er in jener Zeit eine treffliche „Geschichte der Serben“ (1877; deutsch von Schwicker, Pest 1878, Bd. 1). Nach seinem Rücktritt gehörte er mehrere Jahre dem ungarischen Abgeordnetenhaus als konservatives Mitglied an; er vertrat hier schon 1876 eine energische austro-slawische Orientpolitik. Als Andrássy das Ministerium des Auswärtigen 1879 niederlegte und der des Ungarischen nicht kundige Haymerle sein Nachfolger wurde, ward K. zum ersten Sektionschef des Ministeriums des Äußern ernannt, um dasselbe vor der ungarischen Delegation zu vertreten. Auch leitete K. dasselbe interimistisch nach Haymerles Tod (1881) bis zu Kalnokys Ernennung. Nach Szlávys Entlassung ward K. 4. Juni 1882 zum Reichsfinanzminister ernannt und widmete sich besonders und mit Erfolg der Verwaltung der okkupierten Provinzen Bosnien und Herzegowina.