Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Jagić“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Jagić“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 9 (1887), Seite 132
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Jagić. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 132. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Jagi%C4%87 (Version vom 30.09.2023)

[132] Jagić (spr. -gitsch), Vatroslav, slaw. Philolog, geb. 6. Juli 1838 zu Warasdin, studierte in Wien und wirkte 1860–70 als Lehrer am Gymnasium zu Agram und eine Zeitlang als zweiter Sekretär der südslawischen Akademie, begab sich jedoch schon 1871 behufs sprachwissenschaftlicher Studien auf Reisen nach Deutschland und Rußland. 1872 übernahm er den Lehrstuhl für vergleichende Sprachforschung an der Universität zu Odessa, den er 1874 mit der Professur für slawische Sprachen an der Berliner Universität vertauschte. Im J. 1880 folgte er einem Ruf an die Universität zu Petersburg; seit 1886 wirkt er als Professor der slawischen Philologie an der Universität in Wien. Außer zahlreichen Arbeiten im „Rad“, dem Organ der südslawischen Akademie, und andern Fachzeitschriften veröffentlichte er: „Primjeri starohrvatskoga jezika“ („Proben aus der altkroatischen Sprache“, Agram 1864–66); „Grammatik a hrvatskoga jezika“ („Grammatik der kroatischen Sprache“, das. 1864); „Historija književnosti naroda hrvatskoga i srbskoga“ („Geschichte der serbisch-kroatischen Litteratur“, Bd. 1, das. 1867) nebst „Prilozi“ („Beilagen“, das. 1868). Für die slawische Philologie sind besonders wichtig sein „Quatuor evangelicorum codex glagoliticus“ (Berl. 1879), „Codex Marianus“ (Petersb. 1883), „Carminum christianorum versio palaeoslovenico-rossica“ (1886) und für die Frage nach dem Ursprung des glagolitischen Alphabets seine „Kritiko-paleografičeskija statji“ („Kritische Abhandlungen über Paläographie“, Petersb. 1884) u. a. Auch gab er zahlreiche serbisch-kroatische und altbulgarische Schriftdenkmäler sowie den Briefwechsel zwischen Kopitar und Dobrovsky (Berl. 1885) heraus. Deutsch schrieb er: „Das Leben der Wurzel in den slawischen Sprachen“ (Leipz. 1870). Mit Leskien u. a. gründete er das „Archiv für slawische Philologie“ (Berl., seit 1876), dessen Redaktion er noch führt. Seine im „Rad“ (1875) erschienene Abhandlung „Gradja za istoriju slovinske narodne poesije“ („Materialien zur Geschichte der slawischen Nationalpoesie“) wurde in mehrere slawische Sprachen übersetzt.