Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Jagemann“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 129
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Jagemann. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 129. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Jagemann (Version vom 06.04.2022)

[129] Jagemann, 1) Christian Joseph, Gelehrter, geb. 1735 zu Dingelstedt im Eichsfeld, trat mit dem 17. Jahr zu Konstanz in den Augustinerorden, entfloh aber bald aus dem Noviziat und lebte einige Zeit bei Verwandten in Dänemark, worauf er ins elterliche Haus zurückkehrte und von seinen Obern zu einer Pilgerfahrt nach Rom genötigt ward. Dort erhielt er erst nach langem Harren Verzeihung wegen seiner Entweichung und die Priesterweihe. Inzwischen mit der italienischen Litteratur vertraut geworden, beschloß er aus Liebe zu dieser, in Florenz zu bleiben und die Stelle eines Beichtvaters bei den dortigen Deutschen anzunehmen. Nach Deutschland endlich zurückgekehrt, wurde er vom Kurfürsten von Mainz zum Direktor des katholischen Gymnasiums in Erfurt ernannt, 1775 aber von der Herzogin Amalie von Weimar als Privatbibliothekar nach Weimar berufen, wo er zum Protestantismus übertrat und sich verheiratete. Er starb 5. Febr. 1804. J. hat sich um die Verbreitung der italienischen Litteratur in Deutschland verdient gemacht durch seine „Geschichte der Künste und Wissenschaften in Italien“ (nach Tiraboschi, Leipz. 1777–81, 5 Bde.) und das „Magazin der italienischen Litteratur und Künste“ (Weimar u. Halle 1780–85, 8 Bde.). Auch gab er ein vielbenutztes Wörterbuch (in 4 Bänden) sowie eine Grammatik der italienischen Sprache heraus und übersetzte verschiedenes (unter anderm Dantes „Hölle“) ins Deutsche.

2) Karoline, Schauspielerin, Tochter des vorigen, geb. 5. Jan. 1778 zu Weimar, ward in Mannheim unter Iffland und Josepha Beck für die Bühne gebildet, war 1792–96 Mitglied des dortigen Nationaltheaters, hierauf von 1797 am Theater in Weimar angestellt und entwickelte sich hier sowie auf mehreren Kunstreisen zu einer der hervorragendsten tragischen Schauspielerinnen und Sängerinnen der damaligen Zeit. Der Großherzog Karl August schenkte ihr mit seiner Gunst das Rittergut Heigendorf und erhob sie zur Frau v. Heigendorf. Sie gewann bald einen mächtigen Einfluß, insbesondere auf die weimarische Bühne, so daß selbst Goethe ihr das Feld räumte. Nach dem Tod Karl Augusts zog sie sich von der Bühne zurück; sie starb 10. Juli 1848 in Dresden.

3) Ferdinand, Maler, Bruder der vorigen, geb. 1780 zu Weimar, bildete sich in Wien und Paris, von wo er 1805 in die Heimat zurückkehrte, ging 1806 nach Rom und nahm später an den Freiheitskriegen teil. Er starb als Hofrat und Professor 1820 in Weimar. Seine besten Werke sind: die Bildnisse von Karl August, Goethe, Wieland u. a.; Schiller auf der Totenbahre; Luther auf dem Reichstag zu Worms.