Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Jānus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 153154
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Jānus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 153–154. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:J%C4%81nus (Version vom 03.05.2021)

[153] Jānus, einer der vornehmsten altitalischen Götter, war ursprünglich ein Licht- und Sonnengott, das männliche Gegenbild der Jana oder Diana, und wurde allmählich zum Gott alles Ursprungs und Anfangs, zum Vater aller Dinge (auch der Quellen)

Januskopf (römischer As).

und aller Götter. König Numa soll seinen Dienst in Rom eingeführt und ihm einen Tempel geweiht haben. Derselbe, am Forum gelegen, war offen in Kriegszeiten zur sinnbildlichen Bezeichnung, daß der Gott zu gunsten der Stadt ausgezogen sei, geschlossen im Frieden, um ihn nicht entweihen zu lassen. Letzteres war sei Numa bis auf Augustus nur zweimal geschehen, einmal 235 v. Chr., das zweite Mal 29 v. Chr. nach der Schlacht bei Aktion. Noch erhalten ist der Doppeldurchgangsbogen des sogen. J. quadrifrons im Velabrum zu Rom. Die frühsten Abbildungen dieses Gottes (auf den Münzen, welche Servius Tullius prägte) zeigen ihn mit einem Doppelgesicht, vorwärts und rückwärts blickend (daher die Beinamen Geminus, Bifrons, Biceps; vgl. Abbildung); vierköpfig erscheint er auf Münzen Hadrians. Nach einer sehr gewöhnlichen Darstellung zählte J. in der rechten Hand 300, in der linken 65 Steinchen, was auf die Einteilung des Jahrs in 365 Tage hindeutet. Auf andern Bildern hatte er in der Rechten einen Stab, in der Linken einen oder mehrere Schlüssel, als Symbol der Gewalt des Wächters der Himmelspforte, des Bewegers der Angeln des Weltalls, des Aufschließers und Zuschließers des Himmels, der Wolken, des Landes und des Meers (daher Claviger, [154] Clusius, Patulcius). Unter dem Schutz des J. standen die zahlreichen Durchgänge, die es in dem eng gebauten Rom gab, und alle Hausthüren. Nach ihm hieß die Thür janua und jeder unverschlossene gewölbte Durchgang janus. Auch ward er als Erfinder des Ackerbaues, der bürgerlichen Gesetze und gottesdienstlichen Gebräuche verehrt. Ihm waren die Kalenden, die Anfänge aller Monate, sowie der ganze Januar als Anfang der zunehmenden Jahreszeit heilig; auch machte man bei feierlichen Opfern mit ihm den Anfang, bei jeder wichtigen Unternehmung rief man ihn an, ihm opferte man beim Antritt eines Amtes, beim Beginn der Ernte etc. Rationalistische Mythologen machten J. zu einem König in Latium und zum Erbauer des Janiculus. Vgl. Boethke, Über das Wesen des J. (Programm, Thorn 1863).

Anmerkung (Wikisource) Bearbeiten

Die Rückseite der hier abgebildeten Münze findet sich auf der Tafel „Münzen I“, Fig. 11.