Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Interpolation“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 1001
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Interpolation. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 1001. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Interpolation (Version vom 15.04.2021)

[1001] Interpolation (lat., „Einschaltung“), in der Handschriftenkunde und philologischen Kritik die Verfälschung des ursprünglichen Textes einer Schrift durch Einschaltung einzelner Wörter, Sätze oder ganzer Abschnitte. Dergleichen Stellen oder Schriften heißen daher interpolierte, die Handlung selbst I. und deren Urheber Interpolator. Solche Interpolationen reichen in griechischen und römischen Schriftdenkmälern in sehr alte Zeit zurück; schon Solon schob einen Vers in Homers „Ilias“ ein. Später waren es besonders jüdische und christliche Gelehrte, welche sich dergleichen Fälschungen erlaubten, um dadurch ihren eignen Lehrmeinungen den Schein höhern Alters und dadurch größeres Ansehen zu verschaffen. Namentlich waren es auch die Grammatiker, welche seltene und ungewöhnliche Ausdrücke in den alten Schriftstellern durch bekannte, die man Glosseme nennt, zu ersetzen suchten. Sache der Kritik ist es, solche von fremder Hand gemachte Zusätze ausfindig zu machen und auszuscheiden. – In der Mathematik bezeichnet I. die Einreihung neuer Glieder zwischen zwei Gliedern einer nach einem bestimmten Gesetz fortschreitenden Reihe von Größen, so daß sie sich an dieses Gesetz entweder völlig oder doch möglichst nahe anschließen. So wird z. B. eine Vermehrung der Glieder einer arithmetischen oder geometrischen Progression in der Weise bewirkt, daß man zwischen je zwei aufeinander folgende Glieder dort das arithmetische, hier das geometrische Mittel einschaltet. Die I. kommt namentlich in der Astronomie häufig vor; einfache Interpolationen hat man aber auch fortwährend bei Benutzung der Logarithmentafeln auszuführen.