Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Idiopathīe“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 875
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Idiopathīe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 875. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Idiopath%C4%ABe (Version vom 13.01.2023)

[875] Idiopathīe (griech.), das „eigne oder eigentümliche (ursprüngliche) Leiden“ (Grundleiden) eines Körperteils, im Gegensatz zur Sympathie oder „Mitleidenschaft“ andrer, von der Krankheitsursache nicht unmittelbar betroffener Körperteile. Idiopathische Krankheiten sind solche des ursprünglich von der Krankheitsursache betroffenen Organs (daher auch primäre Krankheiten genannt), während sympathische Krankheiten von der I. eines andern, zuerst ergriffenen Organs abhängen und ein Symptom des Grundleidens darstellen, daher sie auch symptomatische (sekundäre) Krankheiten genannt werden. Wenn z. B. im Verlauf der epidemischen Ohrspeicheldrüsenentzündung eine Anschwellung der Hoden sich einstellt, so ist die erstere ein idiopathisches, die Hodenanschwellung dagegen ein sympathisches oder symptomatisches Leiden. Wenn aber im Verlauf eines schweren Typhus oder der Cholera eine Ohrspeicheldrüsenentzündung eintritt, so nennen wir letztere eine symptomatische; oder wenn bei der Hüftgelenkentzündung sich Schmerzen im Hüftgelenk und gleichzeitig auch in dem übrigens ganz gesunden Kniegelenk einstellen, so ist der Hüftgelenkschmerz ein idiopathischer, der Knieschmerz aber ein symptomatischer.