MKL1888:Homann
[690] Homann, Johann Baptist, verdienstvoller Geograph und Kartenzeichner, geb. 20. März 1663 zu Kamlach in Bayern (Schwaben), besuchte, von seinen Eltern für das Kloster bestimmt, die Jesuitenschule zu Mindelheim, entfloh aber nach Nürnberg, wo er zur protestantischen Kirche übertrat und 1687 Notar wurde. In seinen Mußestunden beschäftigte er sich mit Kupfer- und Landkartenstecherei und ward durch den Beifall, den seine Arbeiten fanden, veranlaßt, 1702 einen förmlichen Landkartenverlag zu begründen, der rasch eine große Ausbreitung gewann. Er lieferte nach und nach gegen 200 Karten, darunter den großen Atlas über die ganze Welt in 126 Blättern (1716) und den „Atlas methodicus“ in 18 Blättern (1719), daneben noch kleine Armillarsphären, Taschengloben, künstliche Uhren und andre mechanische Kunstwerke. Die königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu Berlin erwählte ihn 1715 zu ihrem Mitglied, der Kaiser Karl VI. sandte ihm eine goldene Ehrenkette und ernannte ihn zum kaiserlichen Geographen; der Zar Peter d. Gr. bestellte ihn 1722 als seinen Agenten. Er starb 1. Juli 1724. Vgl. Sandler, Joh. Bapt. H. (in der „Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin“ 1886, Heft 4 u. 5). – Sein Sohn Johann Christoph, geb. 1703 zu Nürnberg, setzte das Geschäft seines Vaters fort, starb aber schon 1730. Er hatte seine Universitätsfreunde Mich. Franz und Jak. Ebersberger zu Erben eingesetzt; später kam das Geschäft an G. P. Monath und 1813 an Chr. Fr. Fembo, mit dessen Tod (11. Sept. 1848) es einging.