Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hohenheim“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 629
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Hohenheim. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 629. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hohenheim (Version vom 02.10.2023)

[629] Hohenheim, ehemaliges Lustschloß mit Domäne im württemberg. Neckarkreis, 11 km südlich von Stuttgart, zur Gemeinde Plieningen gehörig, 389 m ü. M., jetzt Sitz der berühmten höhern landwirtschaftlichen (bis 1881 auch forstwissenschaftlichen) Akademie, 1817 vom König Wilhelm von Württemberg gegründet, mit (1885) 20 Lehrern und etwa 70–100 Studierenden. Ausgestattet ist die Anstalt mit vorzüglichen Sammlungen von Naturalien, von landwirtschaftlichen Geräten und Modellen, mit physikalischen, chemischen und technologischen Laboratorien, Versuchsfeldern, botanischem Garten, Obstbaumschulen und einer Kunstgärtnerei; zugehörig sind ferner die Gutswirtschaft (mit über 300 Hektar Acker), eine chemisch-landwirtschaftliche Versuchsanstalt, eine Samenprüfungsanstalt und eine solche für landwirtschaftliche Maschinen. Unter gleicher Direktion stehen eine Ackerbauschule (Stiftung für württembergische Bauernsöhne) und eine Gartenbauschule. Auch hat H. eine Fabrik landwirtschaftlicher Geräte (besonders Modelle landwirtschaftlicher Maschinen zu Lehrzwecken). – H. gehörte ehedem dem berühmten Adelsgeschlecht, welchem Theophrastus Paracelsus entstammte, und fiel 1768 als eröffnetes Lehen dem Herzog Karl Eugen anheim, der 1782 das Schloß erbaute. Vgl. Frölich, Das Schloß und die Akademie H. (Stuttg. 1870); Derselbe, Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der Akademie H. (das. 1868); Wolff, Die landwirtschaftlich-chemische Versuchsstation H. (Berl. 1871).

Hohenheim, 1) Franziska Theresia, Reichsgräfin von H., Herzogin zu Württemberg und Teck, Tochter des unbemittelten Freiherrn v. Bernardin, geb. 10. Jan. 1748 zu Adelmannsfelden, ward in ländlicher Abgeschiedenheit und anspruchslos erzogen und reichte nach dem Wunsch ihrer Eltern dem reichen, aber alten, häßlichen und rohen Baireuther Kammerherrn Freiherrn v. Leutrum ihre Hand. Auf Einladung des Herzogs Karl Eugen von Württemberg kam sie 1771 mit ihrem Gemahl nach Stuttgart, ward des Herzogs Geliebte und blieb an seinem Hof, als Leutrum ihn verließ; ihre Ehe mit demselben ward 1772 gelöst. Nachdem der Kaiser sie 1774 zur Reichsgräfin von H. erhoben, vermählte sich der Herzog mit ihr 1785; die Ehe ward 1786 öffentlich anerkannt. Durch Verstand, angenehme Sitten und liebenswürdige Weiblichkeit übte sie den wohlthätigsten Einfluß auf denselben und wirkte segensreich für Württemberg, das sie noch heute in dankbarem Angedenken hält. Nach des Herzogs Tod (1793) zog sie sich auf ihren Witwensitz zu Kirchheim unter Teck zurück, wo sie 1811 starb. Vgl. Vely, Herzog Karl von Württemberg und Franziska von H. (3. Aufl., Stuttg. 1877).

2) Theophrastus von, s. Paracelsus.