Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hobhouse“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 589
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Hobhouse. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 589. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hobhouse (Version vom 26.05.2024)

[589] Hobhouse (spr. hóbbhaus’), John Cam, brit. Staatsmann, geb. 27. Juni 1786 zu London als Sohn des Sir Benjamin H., eines reichen Brauers, studierte in Cambridge gleichzeitig mit Lord Byron, den er 1809 nach dem Orient begleitete. Er kehrte jedoch, als er einen Teil der europäischen Türkei gesehen hatte, nach England zurück und gab eine Beschreibung seiner Reise unter dem Titel: „Journey into Albania and other provinces of the Turkish Empire“ (Lond. 1812, neue Ausg. 1855) heraus. Den ihm gewidmeten vierten Gesang von Byrons „Childe Harold“, der die italienische Reise enthält, begleitete er mit Anmerkungen. Während der Hundert Tage war er in Frankreich, und nach der Schlacht bei Waterloo veröffentlichte er „Letters written by an Englishman during the last reign of Napoleon“ (Lond. 1815), die offen für Napoleon Partei nahmen und dem Verfasser viele Anfechtungen zuzogen. Eine Stelle in einer von H. verfaßten Flugschrift, die vom Haus der Gemeinen als ein Bruch seiner Privilegien erklärt wurde, brachte ihn 1819 ins Gefängnis, 1820 aber für Westminster ins Unterhaus, wo er sich den Radikalen anschloß; bald darauf gründete er mit andern einflußreichen Führern derselben die „Westminster Review“. Später schlug er eine gemäßigtere Richtung ein, trat 1831 als Kriegsminister in das Ministerium Grey und wurde 1833 Staatssekretär für Irland. Als bald nachher im Unterhaus die Aufhebung der Haus- und Fenstersteuer beantragt wurde, gegen welche H. sich früher erklärt hatte, die er aber jetzt als Mitglied der Regierung für notwendig hielt, trat er aus dem Ministerium sowie aus dem Parlament und zog sich von den öffentlichen Angelegenheiten zurück. Doch nahm er im Juli 1834 nach Greys Rücktritt wieder die Stelle eines Oberkommissars der Domänen und einen Sitz im Kabinett an und trat auch für Nottingham wieder ins Unterhaus. Von 1839 bis 1841 war er unter Melbourne Präsident des Kontrollamtes für Ostindien. Als die Whigs 1846 von neuem ans Ruder kamen, ward H. abermals Präsident des indischen Amtes, verlor aber, da er seine radikalen Grundsätze aufgegeben hatte, bei den Wahlen von 1847 seinen Sitz in Nottingham und mußte sich für den durch seine Bestechlichkeit berüchtigten Flecken Harwich wählen lassen; auch seine amtliche Thätigkeit wurde hart angegriffen. Im Februar 1851 bei der Auflösung des Russellschen Ministeriums wurde H. zum Baron Broughton de Gyfford und zum Peer erhoben, kehrte aber bei der Rekonstituierung des Ministeriums Russell auf seinen alten Posten zurück und nahm erst im Januar 1852 definitiv seine Entlassung. Er starb 3. Juni 1869 ohne Kinder, so daß seine Peerswürde wieder erlosch.