Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Herzog Ernst“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 460
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Herzog Ernst. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 460. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Herzog_Ernst (Version vom 30.05.2021)

[460] Herzog Ernst, niederrhein. Gedicht eines unbekannten Verfassers aus dem 12. Jahrh., auf lateinischer Quelle beruhend, nur in geringen Bruchstücken vorhanden. Vollständig besitzen wir es in zwei Umarbeitungen des ausgehenden 12. und des 13. Jahrh., von welchen die letztere früher nach einer mißverstandenen Stelle dem Heinrich von Veldeke zugeschrieben wurde (abgedruckt in v. d. Hagen und Büschings „Deutschen Gedichten des Mittelalters“, Berl. 1818). Nach dem deutschen Gedicht wurde ein lateinisches in Hexametern von einem Dichter Odo um 1206 verfaßt (in Martènes „Thesaurus anecdotorum“, Bd. 3) und zugleich eine lateinische Prosa (Haupts „Zeitschrift für deutsches Altertum“, Bd. 7), auf welcher wiederum das deutsche Volksbuch des 15. Jahrh. beruht. Ferner existiert noch eine strophische Bearbeitung in dem sogen. Herzog Ernst-Ton oder der Berner Weise (13zeilige Strophe) vom Anfang des 14. Jahrh. (abgedruckt in Haupts „Zeitschrift“, Bd. 8), wovon sich eine abgekürzte Bearbeitung in der Dresdener Handschrift des Heldenbuchs (s. d.) findet. Über die Sage, welche zweierlei historische Begebenheiten (den Aufstand Herzogs Ernst II. von Schwaben gegen seinen Stiefvater Konrad II. und die Geschichte Liutolfs, der sich gegen seinen Vater Otto I. empörte) vermischt und verwechselt, hat namentlich Uhland gehandelt in seiner Inauguralrede (abgedruckt in den „Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage“, Bd. 5, Stuttg. 1870); der zweite Teil des Gedichts enthält eine abenteuerliche Fahrt nach dem Orient. Eine neue Ausgabe besorgte Bartsch (Wien 1869); sie enthält die Bruchstücke, die ältere Umarbeitung, das Lied und das Volksbuch.