Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Herakleitos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 393394
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Herakleitos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 393–394. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Herakleitos (Version vom 02.08.2022)

[393] Herakleitos (Heraklit), griech. Philosoph aus Ephesos, wegen der Dunkelheit seiner Lehre Skoteinos (der „Dunkle“), nach seiner finstern Gemütsart der „Weinende“ genannt, im Gegensatz zum lachenden Demokrit, blühte um 500 v. Chr.; doch ist von seinem Leben wenig bekannt. Nach seiner Angabe war er Autodidakt, nach andern Schüler des Xenophanes; wieder andre zählen ihn zu den ionischen Kosmophysikern. Das Resultat seiner Forschungen waren die „Musae“, ein Werk über die Natur der Dinge, in einem durchgehends von physischen Bildern hergeholten, dunkeln Stil abgefaßt. Die Bruchstücke desselben haben Schleiermacher, später Bernays gesammelt; [394] neuerlich wurden sie herausgegeben von Schuster in Ritschls „Acta societatis philol. Lipsiensis“, Bd. 3 (Leipz. 1873), besser von Bywater (Oxf. 1877). H. nimmt das Feuer als die Ursache alles Seins und Werdens an; daher ist alles im Werden, „im Fluß“ (weshalb seine Anhänger spottweise die „Fließenden“ hießen). Die doppelte Richtung des Werdens nennt er den Weg nach oben und unten; das Entstehen aller Veränderungen beruht auf Gegensatz; über allen aber waltet das Gesetz der Notwendigkeit. Daher ist ihm die Welt ein lebendes, in steter Ordnung sich entzündendes und verlöschendes Feuer und der Weltenlauf ein harmonisches, aber notwendiges Wechselspiel von Entstehen und Vergehen der Dinge aus und durch Feuer (Weltverbrennung). Ebenso ist das Feuer der Grundstoff alles Denkens und Empfindens, die durch das ganze Weltall verbreitete höhere, geistige Kraft, die Seele oder gleichsam die Gottheit des Alls; die Seelen der Menschen und Tiere sind aus jener entstandene, feurige, eingeatmete Wesen, die sich beim Tod wieder mit ihr vereinigen. Vgl. Lassalle, Die Philosophie H.’ des Dunkeln (Berl. 1858, 2 Bde.); Teichmüller, Neue Studien zur Geschichte der Begriffe, Heft 1 (Gotha 1876); Mohr, Über die historische Stellung Heraklits von Ephesos (Würzb. 1876); Pfleiderer, Die Philosophie des Heraklit von Ephesus im Lichte der Mysterienidee (Berl. 1886).