MKL1888:Herōdas
[439] Herōdas (Herondas). Von diesem griechischen Dichter war bisher sicher nur bekannt, daß er sogen. Mimiamben in ionischem Dialekt und choliambischem Metrum verfaßt hat; nicht einmal sein Lebensalter stand fest, und von seinen Gedichten vermochten die als Citate erhaltenen kurzen Fragmente keine Anschauung zu geben. In einem ägyptischen Papyrus (veröffentlicht von Kenyon: „Classical texts from papyri in the British Museum“, (Lond. 1891) sind in allerjüngster Zeit fast 700 Verse, Bestandteile von neun mehr oder minder vollständigen Gedichten des H. (hrsg. von Rutherford, das. 1891; von Herwerden, Leyden 1892; von Bücheler, Bonn 1892) gefunden worden. Dieser Fund ergibt, daß H. in der Zeit des Kallimachos (um 250 v. Chr.) lebte, und daß seine Mimiamben kurze Lustspielchen von einem Akte sind, welche drastische Szenen aus dem griechischen Volksleben darstellen, Dialoge zwischen einigen Personen ohne nennenswerte Intrigen.