MKL1888:Hautkrankheiten

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hautkrankheiten“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 235236
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Hautkrankheiten. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 235–236. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hautkrankheiten (Version vom 13.11.2021)

[235] Hautkrankheiten (hierzu Tafel „Hautkrankheiten“) treten sehr häufig nicht als selbständige Erkrankungen der äußern Körperbedeckung auf, sondern als Teilerscheinung von Allgemeinkrankheiten, die eventuell auch ohne Beteiligung der Haut verlaufen können. Von solchen Allgemeinkrankheiten sind zu nennen: 1) Die als akute exanthematische oder Ausschlagkrankheiten bekannten ansteckenden oder wenigstens übertragbaren Fieber, wie Masern, Scharlach, Ritteln, Pocken, Typhus, Blutfleckenkrankheit und einige Fälle auf rheumatischer Grundlage ruhender, noch wenig gekannter Ausschlagfieber. 2) Die Syphilis, welche in ihrem Verlauf alle nur möglichen Formen der H. hervorbringt und so eng mit der Lehre der H. verschmolzen ist, daß jeder Spezialarzt für H. zugleich notwendig auch Spezialarzt für Syphilis sein muß. Sowohl diese als Symptome aufzufassenden als auch die selbständigen 3) rein örtlichen H. bieten eine Fülle von Formen dar, nach welchen der Dermatolog eine große Reihe von Krankheitsbildern aufstellt, von denen wir die wichtigsten unter besondern Artikeln abgehandelt haben. In Anlehnung an Rokitanskys System der allgemeinen Krankheitsprozesse unterscheidet Hebra, dessen epochemachende Arbeiten die Lehre von den H. (Dermatologie) in neuester Zeit außerordentlich gefördert haben, zwölf Klassen von H., je nachdem zu Grunde liegen: Blutfülle der Haut oder Blutmangel der Haut, krankhafte Absonderung der Hautschmerdrüsen, Ausschwitzungen, Blutaustretungen, Massenzunahme oder Massenverminderung, gutartige oder bösartige Neubildungen, Verschwärungen, Nervenkrankheiten, Schmarotzerkrankheiten. Die einfachen Formen der H. sind: Der Fleck (macula). Hierzu gehören die Sommersprossen, Leberflecke, die Roseola bei Typhuskranken und syphilitischen Personen und eine ganze Gruppe von Ausschlagkrankheiten, von denen die bekanntesten, der Scharlachausschlag und die Masern, in Fig. 7 und 8 der Tafel abgebildet sind. Während der Scharlachausschlag eine gleichmäßig rote Färbung von unregelmäßiger Begrenzung bildet, steht die Rötung der Masern durch ihre etwas erhabenen, rundlichen Flecke schon der zweiten Form, der flachen Quaddel, etwas näher. Diese (pomphus, urtica) kommt in reiner Form vor beim Nesselausschlag. Etwas größer ist das Tuberculum (Knötchen) oder die Papel (papula), welche außer bei Syphilis z. B. im Anfang der Pocken beobachtet wird. Das Bläschen (vesicula) wird bei dem Hitzausschlag oder Schweißfriesel [236] in reinster und kleinster Form gefunden, während die Bläschen, welche in Fig. 5 der Tafel dargestellt sind, der Ringflechte (Herpes iris) angehören. Ungleich größer sind die Blasen (bullae), welche beim Hautbrand (Fig. 2) oder dem Pemphigus (Fig. 3) vorkommen; sie enthalten eine wässerige Flüssigkeit und unterscheiden sich dadurch von der Eiterblase oder Pustel, welche der Akne, dem Ekthyma, der Finne oder dem vorgeschrittenen Pockenausschlag eigen ist. Bei Verlust der Oberhaut entsteht eine Schrunde (Exkoriation); ist der Ausschlag nässend, so entsteht das Bild des in Fig. 6 dargestellten Ekzems; trocknet er ein, so bildet sich ein Schorf (eschara); ist die Wucherung der Oberhaut sehr reichlich, so entsteht die in Fig. 4 der Tafel skizzierte Schuppenflechte (Psoriasis). Eine eigentümliche, oft über den ganzen Körper verbreitete Wucherung und Verdickung der Oberhaut bezeichnet man als Fischschuppenkrankheit (Fig. 1). Die vielfach verbreitete Furcht, daß durch das Vertreiben von H. schwere innere Krankheiten entständen, ist als durchaus grundlos erwiesen. Die Hauptheilmittel gegen H. sind die Bäder und Waschungen in den verschiedensten Formen, die Seifen und die ätzenden Arzneikörper. In neuerer Zeit werden die Teere und die Karbolsäurepräparate, bei Syphilis und andern hartnäckigen Ausschlägen die Quecksilber- und Arsenikpräparate, Jod, Leberthran etc. angewendet. Vgl. Hebra und Kaposi, Lehrbuch der H. (2. Aufl., Stuttg. 1872–76, 2 Bde.); Hebra, Atlas der H. (Wien 1876); J. Neumann, Lehrbuch der H. (5. Aufl., das. 1880); Derselbe, Atlas der H. (das. 1881 ff.); Lesser, Lehrbuch der H. (Leipz. 1885). Gute historische Darstellung bei Kaposi, Pathologische Therapie der H. (3. Aufl., Wien 1886).

Die H. der Haustiere sind sehr verschiedener Art. Abgesehen von den einfachen Verwundungen und Quetschungen, gehören zu denselben: die Mauke, die Druckschäden im Genick, am Widerrist und an der Brust bei Pferden, ferner das Hautjucken (Prurigo); dann die pflanzlich-parasitären Exantheme (Herpes, Favus und Acne contagiosa oder englische Pocken des Pferdes) und die tierisch-parasitären Exantheme (Krätze oder Raude sowie die durch Läuse, Haarlinge und Bremsenlarven bedingten Hautaffektionen). Die bei Pferden, Rindern und Hunden oft vorkommenden bläschen- und knötchenförmigen Hautausschläge werden als „Ekzem“ zusammengefaßt. Ihre spezielle Ätiologie ist noch nicht genügend erforscht.

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HAUTKRANKHEITEN.
1. Fischschuppenkrankheit (Ichthyosis). – 2a. Feuchter Brand. – 2b. Trockner Brand (Mumifikation). – 3. Pemphigus. – 4. Schuppenflechte (Psoriasis). – 5. Ringflechte (Herpes iris). – 6. Nässende Flechte (Ekzem). – 7. Scharlach. – 8. Masern.