Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hauch“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 212
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Hauch. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 212. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hauch (Version vom 06.11.2024)

[212] Hauch, Johannes Carsten, hervorragender dän. Dichter, geb. 12. Mai 1790 zu Frederikshald in Norwegen, studierte zuerst Jura, dann Philosophie und Naturwissenschaften, ward 1821 Lektor der Physik an der Akademie zu Sorö, bereiste 1821–27 Deutschland, Italien und Frankreich und wurde 1846 Professor der nordischen Litteratur zu Kiel. Als er von hier durch den Ausbruch der Revolution von 1848 vertrieben ward, gewährte ihm die Königin Marie Sophie Friederike eine Zuflucht in der Nähe von Kopenhagen auf dem Schloß Frederiksberg, wo er blieb, bis er nach Öhlenschlägers Tod (1851) die Professur der Ästhetik an der Universität zu Kopenhagen erhielt, die er bis an seinen Tod bekleidete. Er starb 4. März 1872 in Rom. Ein Nacheiferer Öhlenschlägers, entwickelte H. schon in seinen ersten dramatischen Versuchen: „Contrasterne“ (1816) und „Rosaura“ (1817), ein ungewöhnliches Talent, und seine nachfolgenden Tragödien zeichneten sich durch tüchtiges Charakterstudium und lebendiges Kolorit aus. Wir nennen davon: „Bajazeth“, „Tiberius“ (deutsch, Leipz. 1836), „Gregorius VII.“ und „Don Juan“, vereinigt in der Sammlung „Dramatiske Värker“ (Kopenh. 1828–29, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1836); ferner „Karl den Femtes Död“, „Maastrichts Beleiring“ (1832; deutsch, Leipz. 1834), „Svend Grathe“, „Søstrene paa Kinekullen“ (1849), „Marsk Stig“ (1850), „Tycho Brahe’s Ungdom“ (1851) etc., die fast sämtlich mit vielem Beifall (auch in Deutschland und Schweden) zur Aufführung kamen. Durch das episch-dramatische Gedicht „Hamadryaden“ (Kopenh. 1830) erwarb er sich die Anerkennung der Romantiker, namentlich Tiecks. Als vortrefflicher Erzähler bewährte er sich in den Romanen: „Vilhelm Zabern“ (1834; deutsch, Leipz. 1848); „Guldmageren“ (1836; deutsch, Kiel 1837); „En polsk Familie“ (1839; deutsch, Leipz. 1840); „Slottet ved Rhinen“ (1845; deutsch, Wurzen 1851); „Saga om Thorvald Vidförle“ (1849); „Robert Fulton“ (1853); „Charles de la Bussière“ (1860) und „Fortälling om Haldor“ (1864). Wie die genannten Werke, lassen ihn auch seine „Lyriske Digte“ (Kopenh. 1842, 2. Ausg. 1854) als eine der edelsten und gediegensten Dichternaturen, welche Dänemark je hervorgebracht hat, erkennen. Ihnen folgten später: „Lyriske Digte og Romancer“ (1862), worunter besonders der Romanzencyklus „Valdemar Atterdag“ sich durch einen seltenen rhythmischen Wohlklang und lebensvolle Frische auszeichnet, und „Nye Digtninger“ (1869). Was H. charakterisiert, ist eine ungewöhnliche Tiefe des Gefühls und der Begeisterung, die ihn so stark zu dem Ahnungsvollen und Mystischen hinzieht, daß über allen seinen Dichtungen ein tiefes, romantisches Dämmerlicht liegt. Aber weit entfernt, daß dies seiner Poesie schade, erhält sie gerade dadurch eine Stärke in der Charakterzeichnung und einen Reichtum an Bildern, welche ihr ihren eigentlichen Wert verleihen. In deutscher Sprache erschien von ihm: „Die nordische Mythenlehre“ (Leipz. 1847) als Frucht seiner Kieler Vorlesungen. Ihr schlossen sich an die „Afhandlinger og ästhetiske Betragtninger“ (Kopenh. 1855) und „Aesthetiske Afhandlinger og Recensioner“ (das. 1861–69, 2 Bde.). Zuletzt gab H. noch eine Art Selbstbiographie in: „Minder fra min Barndom og min Ungdom“ (Kopenh. 1867) und „Minder om min förste Udenlandsreise“ (das. 1871). Seine „Samlede Romaner og Fortällinger“ erschienen in 7 Bänden (Kopenh. 1873–75).