Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hasner“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 203
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Hasner. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 203. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hasner (Version vom 20.02.2024)

[203] Hasner, 1) Leopold H., Ritter von Artha, österreich. Staatsmann, geb. 15. März 1818 zu Prag, studierte in seiner Vaterstadt die Rechte, wurde 1842 in Wien promoviert und war bis 1848 bei der Hofkammerprokuratur angestellt, 1848 Redakteur der offiziellen „Prager Zeitung“, seit 1849 außerordentlicher Professor der Rechtsphilosophie, seit 1851 ordentlicher Professor der politischen Wissenschaften an der Universität daselbst. Als solcher gehörte er nebst seinem Freund G. Biedermann zu den hervorragendsten Vertretern der Hegelschen Schule in Österreich, in deren Geist er „Grundlinien der Philosophie des Rechts und seiner Geschichte“ (Prag 1851) und außer zahlreichen juristischen und kunstkritischen Journalaufsätzen auch ein „System der politischen Ökonomie“ (das. 1860) verfaßte, von welchem indessen bisher nur der erste Teil erschienen ist. Seit 1861 war H. im parlamentarischen Leben thätig als Mitglied des böhmischen Landtags sowie des Abgeordnetenhauses im Reichsrat. Gleich in der ersten Session dieses letztern trat er dem Leiter des Hauses, Hein, als Vizepräsident zur Seite, und nachdem letzterer Justizminister geworden war, übernahm er statt seiner das Präsidium des Abgeordnetenhauses. Seit Juni 1863 stand er an der Spitze des Unterrichtsrats, einer Schöpfung von kurzer Dauer. Im J. 1865 nahm er als Professor der politischen Wissenschaften an der Wiener Universität seine Lehrthätigkeit wieder auf und ward gleichzeitig zum Hofrat ernannt. Im April 1867 wurde er zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt. Mit den Verhältnissen des öffentlichen Unterrichts besonders vertraut, übernahm er in dem Kabinett des Fürsten Auersperg 30. Dez. 1867 die Leitung des Unterrichtsdepartements. In dieser Stellung richtete er sein Hauptbestreben auf die Schaffung eines Volksschulgesetzes, welches trotz des Widerstandes des österreichischen Episkopats durchgeführt wurde. In dem Konflikt, welcher zwischen den Mitgliedern des Ministeriums Taaffe ausgebrochen war, gehörte H. der zentralistischen Majorität an, und nach dem Austritt der Minorität fungierte er vom 1. Febr. bis 5. April 1870 als Ministerpräsident. Gegenwärtig ist er als Mitglied des Herrenhauses thätig.

2) Joseph H., Ritter von Artha, Augenarzt, geb. 13. Aug. 1819 zu Prag, studierte daselbst, wurde 1842 im dortigen allgemeinen Krankenhaus Sekundärarzt und Assistent an der Augenklinik, habilitierte sich 1848 als Privatdozent und erhielt eine okulistische Abteilung im Krankenhaus. 1852 wurde er außerordentlicher, 1856 ordentlicher Professor der Augenheilkunde und Primärarzt in Prag. Er schrieb: „Entwurf einer anatomischen Begründung der Augenkrankheiten“ (Prag 1847); „Beiträge zur Physiologie und Pathologie des Thränenableitungsapparats“ (das. 1851); „Über die Benutzung foliierter Glaslinsen zur Untersuchung der Augen“ (das. 1854); „Klinische Vorträge über Augenheilkunde“ (das. 1860–66, 3 Tle.); „Die Statopathien des Auges“ (das. 1869); „Beiträge zur Physiologie und Pathologie des Auges“ (das. 1873); „Über die Grenzen der Akkommodation des Auges“ (das. 1875); „Das mittlere Auge in seinen physiologischen und pathologischen Beziehungen“ (das. 1879); „Die Verletzungen des Auges in gerichtsärztlicher Beziehung“ (in Maschkas „Handbuch der gerichtlichen Medizin“, Tübing. 1880); außerdem „Tycho Brahe und J. Kepler in Prag“ (Prag 1872). Seit 1869 redigiert er mit Halla die Prager „Vierteljahrsschrift für die praktische Heilkunde“ (seit 1880 „Zeitschrift für Heilkunde“).