Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Haider Ali“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Haider Ali“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 7 (1887), Seite 1020
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Haidar Ali
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Haider Ali. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 1020. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Haider_Ali (Version vom 04.04.2022)

[1020] Haider Ali (Hyder Ali), Radscha von Maissur, Vater und Vorgänger Tippu Sahibs, geb. 1728 als Sohn eines mohammedanischen Gouverneurs der Bergfeste Bangalor, erhielt 1749 ein kleines Kommando im Heer von Maissur, das damals von zwei Brüdern im Namen der Könige von Widschajanagar regiert ward, und stieg von da an immer höher. 1759 operierte er gegen die Marathen als Oberbefehlshaber, 1761 machte er sich zum Herrscher von Maissur. Als solcher ordnete H. die Finanzen, eroberte die Besitzungen der Nachbarn und wurde hierdurch Herr der Seeküste von Nordkanara. Ein Handelsvertrag vom 27. Mai 1763 räumte der Englisch-Ostindischen Kompanie das Niederlassungsrecht in Honowar ein, beide Kontrahenten verpflichteten sich, ihren Feinden keinen Vorschub zu leisten. 1766 eroberte H. Malabar, ließ durch seine Flotte die Maledivischen Inseln in Besitz nehmen und bestätigte den Engländern die ihnen von den frühern Landesfürsten zugestandenen Handelsvorteile. Sein Glück erregte jetzt den Argwohn der Engländer, und es war größtenteils ihr Werk, daß 1767 der Nizam von Haidarabad und der Nawab des Karnatik H. den Krieg erklärten, wozu auch die Engländer ein Heer stellten. Der Nizam trat jedoch zu H. über. H. schnitt die englische Armee durch einen kühnen Zug nach Madras von ihrer Operationsbasis ab, und dies führte zum Friedensvertrag vom 3. April 1769, in welchem die Engländer ihre Eroberungen herausgaben. Weniger glücklich gegen die Marathen, traten später H. und fast alle Marathenfürsten nebst dem Nizam von Haidarabad gegen die Engländer zu einem Bündnis zusammen. Französische Abenteurer brachten Haider Alis Kerntruppen etwas von europäischer Gefechtsweise und Disziplin bei, und so schritt er 1780 zum Krieg. Er selbst fiel mit starker Macht in die Distrikte der Ostküste (Karnatik) ein, ein andres Korps entsandte er gegen die englischen Besitzungen an der Westküste (Malabar); die Marathen fielen im Norden ein. In kurzer Zeit war der beste Teil vom Karnatik erobert. Die Engländer zogen Hilfstruppen aus Bengalen herbei. H. schloß mit den Franzosen, die ihre Besitzung Ponditscherri 1778 an die Engländer verloren hatten, ein Bündnis, und diese sandten 2400 Mann Hilfstruppen sowie eine starke Flotte. Im März 1782 begannen die entscheidenden Feindseligkeiten; H., anfangs Sieger, erlitt 2. Juni 1782 eine empfindliche Niederlage. Trotzdem war die englische Lage sehr gefährlich, und ohne Haider Alis plötzlichen Tod (10. Dez. 1782) und den Friedensschluß zwischen England und Frankreich wegen ihrer europäischen Händel, hätte sich der Krieg in die Länge ziehen müssen. Mit dem Frieden vom 11. März 1784 unterzeichnete Haider Alis Sohn Tippu Sahib (s. d.) einen Friedens- und Freundschaftsvertrag mit den Engländern, womit dieser Krieg zu deren Vorteil beendigt war. Vgl. Sprengel, Leben Haider Alis (Halle 1786); Aitchison, Treatises, engagements and sunnuds relating to India, Bd. 5 (Kalk. 1864).