Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Grotefend“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 849
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Grotefend. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 849. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Grotefend (Version vom 01.05.2021)

[849] Grotefend, 1) Georg Friedrich, Philolog und Altertumsforscher, geb. 9. Juni 1775 zu Münden, studierte seit 1795 in Göttingen, wurde 1797 Kollaborator am Gymnasium daselbst, 1803 Prorektor, 1806 Konrektor in Frankfurt a. M., 1821 Direktor des Lyceums zu Hannover, wo er, seit 1849 pensioniert, 15. Dez. 1853 starb. Von seinen wissenschaftlichen Leistungen sind am bedeutendsten die Forschungen zur Entzifferung der Keilschrift. Der erste Versuch von 1802, aufgenommen von Heeren in dessen „Ideen über Politik etc.“, war bahnbrechend. Ihm folgten: „Neue Beiträge zur Erläuterung der persepolitanischen Keilschrift“ (Hannov. 1837); „Neue Beiträge zur Erläuterung der babylonischen Keilschrift“ (das. 1840) etc. Außerdem nennen wir seine Arbeiten über Altitalien: „Rudimenta linguae umbricae“ (Hannov. 1835–38, 8 Hefte); „Rudimenta linguae oscae“ (das. 1839) und „Zur Geographie u. Geschichte von Altitalien“ (das. 1840–42, 5 Hefte).

2) Friedrich August, verdienter Schulmann, Neffe des vorigen, geb. 12. Dez. 1798 zu Ilfeld, studierte in Göttingen, wurde 1831 Direktor des Gymnasiums daselbst, 1835 auch außerordentlicher Professor an der dortigen Universität; starb 28. Febr. 1836. Er schrieb: „Materialien zu lateinischen Stilübungen“ (Hannov. 1821–25, 2 Bde.); „Grundzüge einer neuen Satztheorie“ (das. 1827); „Ausführliche Grammatik der lateinischen Sprache“ (das. 1829–30, 2 Tle.); „Lateinische Schulgrammatik“ (das. 1833; umgearbeitet von Krüger, das. 1842, 2 Bde.) u. a.

3) Karl Ludwig, Altertumsforscher und Historiker, Sohn von G. 1), geb. 22. Dez. 1807 zu Frankfurt a. M., studierte seit 1825 in Göttingen, war seit 1853 am königlichen Archiv zu Hannover angestellt, wo er, 1871 zum Geheimen Archivrat ernannt, 27. Okt. 1874 starb. Als Altertumsforscher, besonders auf dem Gebiet der Numismatik und römischen Epigraphik, erwies er sich in den Schriften: „Die Münzen der griechischen, parthischen und indoskythischen Könige von Baktrien und den Ländern am Indus“ (Hannov. 1839), „Imperium romanum tributim descriptum“ (das. 1863), „Die Stempel der römischen Augenärzte“ (das. 1867), „Chronologische Anordnung der athenischen Silbermünzen“ (das. 1872) sowie durch seine in verschiedenen Zeitschriften niedergelegten Forschungen über die römischen Legionen, deren hinterlassene Zusammenfassung in einem Werk noch der Veröffentlichung harrt. Seine historischen Untersuchungen sind meistens in der „Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen“ (1850–74) enthalten; außer diesen verdient Hervorhebung das mit Fiedler herausgegebene „Urkundenbuch der Stadt Hannover bis 1369“ (Hannov. 1860).