MKL1888:Granātkanonen
[612] Granātkanonen, im allgemeinen glatte Kanonen, aus welchen neben den Vollkugeln oder statt derselben Granaten geschossen wurden. Speziell tritt die Bezeichnung Granatkanone erst für das 1853 in Frankreich eingeführte Geschütz auf. G. waren die 1740 in Rußland eingeführten, 10 Kaliber langen Einhörner, ebenso die Dieskauschen kurzen 24-Pfünder in Preußen zu Anfang des Siebenjährigen Kriegs und die 1822 in Frankreich eingeführten Paixhansschen Bombenkanonen. 1850 wurden in Frankreich auf Anregung Napoleons III. Versuche mit 12pfündigen G. aufgenommen, welche 1853 zu der Annahme dieses Geschützes unter dem Namen canon-obusier de 12 (le canon de l’empereur) als Einheitsgeschütz für die Armee führten. Ebenso wurden 1855 in Sachsen, Belgien, Rußland und Hannover G. eingeführt. In Preußen war bereits 1828 ein kurzer 24-Pfünder angenommen, der auch Granaten schoß, und 1863 der kurze 12-Pfünder neben den gezogenen Kanonen eingeführt, der sich aber 1866 nicht bewährte und durch die gezogenen Kanonen ersetzt wurde. Aus den G. wurden Granaten mit größerer Perkussionskraft geschossen als aus den Haubitzen, daher hatten sie eine größere Rohrlänge und Ladung als diese.