Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Gradisca“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 593
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Gradisca. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 593. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Gradisca (Version vom 11.03.2022)

[593] Gradisca, 1) Stadt im österreichisch-illyr. Küstenland, gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca, am Isonzo, in einer reichkultivierten Gegend unfern der Südbahnstation Sagrado gelegen, hat ein altes Kastell (jetzt Strafanstalt), (1880) 1564 Einw. und ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. Die ehemaligen Festungswerke wurden seit Anfang dieses Jahrhunderts abgetragen und an ihrer Stelle ein Volksgarten angelegt. In der Umgebung von G. befinden sich mehrere industrielle Etablissements, wie eine Schmirgel- und Kaffeesurrogatfabrik, eine Seidenspinnerei (in Sdraussina) und eine Lederfabrik (in Sagrado). – Der Name G. bezeichnet in seiner slawischen Wurzel den befestigten Ort, die Verschanzung. Dieselbe ward 1478 von den Venezianern angelegt und zwar auf Kosten des Görzer Nachbarlandes. G. erwuchs in ihrer Hand zur starken Festung, und sein Landgebiet wurde rasch kolonisiert. Am 12. April 1500 starb der letzte Görzer, und Maximilian I. wurde sein Erbe und betrachtete G. als Gebietsteil des Görzer Landes. 1511 besetzten es im venezianisch-friaulischen Krieg die Kaiserlichen unter Herzog Erich von Braunschweig und behaupteten sich darin gegen die heftigen Angriffe der Venezianer, welche es auch 1516 und 1521 an Österreich abtraten. Unter habsburgischer Herrschaft war G. der Sitz einer der acht Hauptmannschaften (Kapitanate) des österreichischen Küstenlandes, mit besonderer Gerichtsgewalt. 1616–17 war G. der Mittelpunkt des Kriegs Österreichs mit Venedig. Seit dieser Zeit trat immer mehr das Streben des Gradiscaner Gebiets nach völlig unabhängiger provinzieller Stellung hervor, und wirklich kam es zur Trennung von Görz, indem G., Stadt und Gebiet, 26. Febr. 1647 dem Sohn des Fürsten Hans Ulrich von Eggenberg, Hans Anton, für 315,000 Gulden als „gefürstete Grafschaft“ lehensweise übergeben wurde. Als das Haus Eggenberg 25. Febr. 1717 mit dem Fürsten Hans Christian erlosch, fiel das Gradiscanische, welches seine besondere Ständeschaft und Landesverfassung erhalten, wieder an den Kaiser zurück. 1754 glückten endlich die Vereinigungsversuche der Görzer; 13. Juli erschienen beiderlei Ständekörper wieder in einen verbunden. Am 16. März 1797 nahmen die Franzosen G. ein und hielten es bis zum Frieden von Campo Formio, sodann zum zweitenmal bis zum Traktat von Lüneville (1801) besetzt. Durch den Frieden von Preßburg österreichische Grenzfestung geworden, ging es bald (10. Okt. 1807) mit Monfalcone an das Königreich Italien verloren und erscheint dann 14. Okt. 1809 als ein Teil des Departements Illyrien dem Reich Napoleons einverleibt. 1813 fiel es wieder an Österreich zurück. Vgl. Schreiner in Ersch und Grubers Encyklopädie 57. Teil, 1864.

2) Distrikt in der ehemaligen slawon. Militärgrenze, im N. vom Komitat Požega, im S. von der Save begrenzt, umfaßt 1905 qkm (34,6 QM.) mit (1881) 61,696 Einw. Amtssitz ist der Markt Neu-G. (ungar. Uj-G.) mit 2 Kirchen, 2415 Einw., großer Ziegel-, Geschirr- und Schindelfabrik, Obst- und Weinbau und Gerichtshof. Südwestlich an der Save Dorf und Festung Alt-G. (ungar. Ó-G.) mit 137 Einw. Gegenüber an der Save liegt Bosnisch-G. oder Berbir, befestigte Stadt in Bosnien (Kreis Banjaluka), mit (1885) 4569 meist mohammedan. Einwohnern. Es ist Sitz des Bezirks Berbir, eines Bezirksgerichts und Steueramtes.