MKL1888:Goldlegierungen

Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Goldlegierungen“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 490491
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Goldlegierungen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 490–491. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Goldlegierungen (Version vom 05.01.2025)

[490] Goldlegierungen, Mischungen und Verbindungen von Gold mit andern Metallen. Gold wird durch Zusammenschmelzen mit andern Metallen meist härter, oft auch spröder. Nur mit Kupfer und Silber kann das für praktische Zwecke zu weiche reine Gold legiert werden, um ihm größere Härte zu geben, ohne seine Dehnbarkeit merklich zu beeinträchtigen. Die Legierung mit Kupfer heißt rote, die mit Silber weiße und die mit beiden Metallen zugleich gemischte Karatierung. Zur Darstellung von Legierungen schmelzt man die Metalle und zwar zuerst das Gold, welchem das leichtflüssigere Silber oder Kupfer zugesetzt wird, in Graphittiegeln im Windofen oder in der Esse unter sorgfältigem Umrühren, weil das schwere Gold sich gern am Boden des Tiegels ansammelt. Als Flußmittel dient Borax mit etwas Salpeter. Das anzuwendende Kupfer muß sehr rein sein, und alte Goldwaren sind vor dem Einschmelzen von Zinnlot sorgfältig zu reinigen. Durch das Legieren wird das Gold leichtflüssiger, weniger dehnbar, aber viel härter und fester. Kupfer macht die Legierung härter als das gleiche Gewicht Silber. Kupferlegierungen sind hochgelb bis rot, Silberlegierungen blaßgelb, grünlichgelb bis weiß. Gleichzeitiger Zusatz von Kupfer und Silber verändert die Farbe weniger. Goldärmere Legierungen sind leichter schmelzbar als goldreichere und können als Lot für letztere benutzt werden. Zur Wertbestimmung der Legierungen nahm man früher 1 Mark = 0,5 Pfd. feines Gold als Einheit an, teilte diese in 24 Karat oder 288 Grän und gab bei der Feingehaltsbezeichnung einer Legierung die Zahl Karate reinen (feinen) Goldes an, welche in 1 Mark derselben enthalten sind. 14karätiges Gold ist also eine Legierung, die in 1 Mark 14 Teile Gold und 10 Teile eines andern Metalls enthält. Gegenwärtig wird in vielen Ländern der Feingehalt des legierten Goldes nach Tausendsteln ausgedrückt, d. h. man gibt an, wieviel Milligramm reines Gold in 1 g der Legierung enthalten sind. 18karätiges Gold ist hiernach gleich jenem von 0,750 Feingehalt. Folgende Tabelle zeigt den Prozentgehalt der Legierungen:

[491]

Grän Proz.
1 0,347
2 0,695
3 1,042
4 1,389
5 1,736
6 2,084
7 2,431
8 2,778
9 3,125
10 3,473
11 3,819
12 4,167
Karat Proz.
1 4,1667
2 8,3334
3 12,5001
4 16,6667
5 20,8333
6 25,0000
7 29,1666
8 33,3333
9 37,4999
10 41,6667
11 45,8630
12 50,0000
13 54,1667
14 58,3333
15 62,4555
16 66,6667
17 70,7333
18 75,0000
19 79,1666
20 83,3333
21 87,4999
22 91,6666
23 95,8333
24 100,0000

In den meisten deutschen Ländern wird zu bessern Arbeiten 14karätiges (0,583 feines), auch 18karätiges (0,750 feines) Gold (Kronengold) verwendet; zu leichtern Sachen benutzt man sehr viel minderwertiges, 6karätiges (Joujougold), selbst 2,5karätiges, welches dann vergoldet wird. Das sogen. Nürnberger Gold besteht aus 5,5 Gold, 5,5 Silber und 89 Kupfer, die unter dem Namen Shakde bekannte Legierung aus 1–10 Gold und 99–90 Kupfer. Das feinste verarbeitete Gold ist das Dukatengold (23,5–23,66 karätiges = 0,979–0,986 feines); Pistolengold ist 21,5–21,66 karätig = 0,895–0,902 fein. Gold, welches den zur Verarbeitung gesetzlich vorgeschriebenen Feingehalt besitzt, wird Probegold (or au titre, standard gold) genannt. S. Feingehalt. Goldmünzen bestehen aus Goldkupferlegierungen, u. zwar beträgt der gesetzlich bestimmte Feingehalt bei

hannöverschen, dänischen u. braunschweigischen Pistolen 0,895
deutschen Reichsmünzen, Kronen des Deutsch-Österreichischen Münzvereins, italienischen, belgischen, schweizerischen, nordamerikanischen, griechischen, spanischen, chinesischen und französischen Münzen 0,900
englischen Sovereigns, französischen Medaillen 0,916
holländischen Dukaten 0,982
österreichischen Dukaten 0,986
ungarischen Dukaten 0,989

Reine Goldsilberlegierungen werden selten angewandt, da sie zu blaß sind; in den gemischten Karatierungen, welche meist zu Schmucksachen verarbeitet werden, wechselt das Verhältnis des Goldes zum Silber, je nachdem man eine mehr rötliche oder mehr gelbe Farbe zu erzielen wünscht.

Besondere Legierungen werden angewandt, um Gold von verschiedenen Farben zu Verzierungen auf Goldarbeiten hervorzubringen, und zwar: grünes Gold (or vert, green gold): 2–6 feines Gold, 1 feines Silber; blaßgelbes Gold (or jaune, antique gold): 1 Gold, 2 Silber; hochgelb: 4 Gold, 3 Silber, 1 Kupfer oder 147 Gold, 7 Silber, 6 Kupfer; rotes Gold (or rouge), blaßrot (red gold): 3 Gold, 1 Silber, 1 Kupfer oder 10 Gold, 1 Silber, 4 Kupfer; hochrot (full red gold): 1 Gold, 1 Kupfer oder 1 Gold, 2 Kupfer; graues Gold (or gris, grey gold): 30 Gold, 3 Silber, 2 Stahlfeilspäne oder 4 Gold, 1 Stahl oder 29 Gold, 11 Silber; blaues Gold (or bleu, blue gold): 1–3 Gold, 1 Stahl. Federgold, welches, zu Draht gezogen oder zu Blech ausgewalzt, so hart und elastisch wird, daß man daraus Federn machen kann, die den stählernen wenig nachgeben, ist 16karätig und besteht aus 16 Gold, 2,66 Silber und 5,33 Kupfer oder 2 Silber und 6 Kupfer. Das Kupfer verändert wenig die Geschmeidigkeit des Goldes; die Legierung aus 7 Gold und 1 Kupfer ist die härteste. Durch Silber verliert das Gold am wenigsten von seiner Geschmeidigkeit. Sehr dehnbare und geschmeidige Legierungen, die sich gut zu Draht ausziehen lassen, bestehen aus: 750 Gold, 166 Silber, 84 Kadmium (grün); 750 Gold, 125 Silber, 125 Kadmium (gelblichgrün); 746 Gold, 114 Silber, 97 Kupfer, 43 Kadmium (grün). Diese Legierungen können zum Plattieren verwendet werden. Legierungen von nicht weniger als 14 Karat Feingehalt kann man färben, indem man sie 5–6 Minuten in eine kochende Mischung aus 2 Teilen Kochsalz, 4 Teilen Salpeter (die durch Lösen in wenig Wasser und Verdampfen innig gemischt wurden) und 3 Teilen Salzsäure (Goldfarbe) taucht, bis die gewünschte Farbe erschienen ist, und dann wiederholt in kochendem Wasser spült. Zur Erzielung bestimmter Farbentöne werden verschiedene geheim gehaltene Goldfarben benutzt, bei deren Anwendung es oft auch auf genaues Einhalten der Zeit ankommt.

Zur Prüfung einer Goldlegierung auf ihren Feingehalt (Goldprobe) wendet man das Abtreiben (Kupellieren, Kapellenprobe) oder die Analyse auf nassem Weg (nasse Probe) an, wobei man aus einer Lösung der Legierung in Königswasser das Gold durch Eisenvitriol fällt; für viele Fälle genügt aber das Probieren mit Probiernadeln auf dem Probierstein. Bei dieser Strichprobe benutzt man Nadeln aus roter, weißer und gemischter Karatierung von 6–18 Karat Feingehalt, von denen jede um 1 Karat von der andern abweicht. Man macht mit dem zu prüfenden Gegenstand auf dem Probierstein 4–5 Striche und sucht dann eine Probiernadel aus, deren Strich mit dem Strich der Legierung möglichst dieselbe Farbe besitzt. Die beiden am meisten übereinstimmenden Striche werden mit starker Salpetersäure betupft. War die Wahl der Nadel richtig getroffen, so müssen die Striche auch nach der Behandlung mit Säure gleiches Ansehen besitzen. Diese Probe ist unzuverlässig und auf Gold unter 6 oder über 18 Karat Feingehalt gar nicht anwendbar. Vgl. Baudry, Alliages d’or (Besançon 1875).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 388
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[388] Goldlegierungen. Zur Untersuchung von G. ist die Strichprobe (Bd. 7, S. 491) sehr bequem, man darf aber die ersten Striche auf dem Probierstein nicht beachten, weil Gold-, namentlich Bijouteriewaren, durch Anfärben oberflächlich goldreicher gemacht werden. Vermutet man, daß man es mit einer vergoldeten Kupferlegierung zu thun hat, so kratzt man die zu prüfende Stelle erst mit einem Federmesser ab, bevor man die Striche macht. Zu genauerer Untersuchung der Legierung plattet man eine geringe Menge derselben aus, löst sie in möglichst wenig Königswasser und verdünnt mit Wasser. Zeigt sich keine Ausscheidung, so ist die Legierung silberfrei, da sich alles Silber als Chlorsilber niederschlägt. Enthält die Legierung über 15 Proz. Silber, so wird sie von dem gebildeten Chlorsilber so fest überzogen, daß das Königswasser nicht weiter darauf einwirken kann. Man spült dann das Blech mit Wasser ab, digeriert mit Ammoniak, bis das Chlorsilber gelöst ist, und behandelt von neuem mit Königswasser. Die Chlorsilberlösung gießt man zum Königswasser. Setzt man zu einem Teil der Flüssigkeit Ammoniak im Überschuß, so ist die über dem gelben Niederschlag stehende Flüssigkeit bei Gegenwart von Kupfer blau. Zur Prüfung auf Zink fällt man aus einem Teil der sauren Flüssigkeit Gold und Kupfer durch Schwefelwasserstoff, übersättigt das Filtrat mit Ammoniak uud leitet wieder Schwefelwasserstoff ein, wobei weißes Schwefelzink gefällt wird. Um über die Stärke einer Vergoldung ein Urteil zu gewinnen, wäscht man 1–1,5 g des Metalls mit Alkohol und Äther ab und übergießt es im Reagenzglas mit 1–5 ccm chlorfreier Salpetersäure vom spez. Gew. 1,39. War das Metall vergoldet, so bleibt nach Auflösung desselben das Gold in dünnen Flittern zurück. Auf diese Weise läßt sich noch 0,01 mg Gold nachweisen, was auf dem Probierstein nicht mehr möglich ist. Zur Unterscheidung echt vergoldeter Gegenstände von Legierungen unedler Metalle betupft man die Gegenstände mit einer Lösung voll Chlorgold oder Silbernitrat; erstere erzeugt auf unedlen Metallen einen braunen, letztere einen grauen Fleck, während echt vergoldete Gegenstände unverändert bleiben.